Er könnte für ein Modelabel werben, dieser dunkle Lockenkopf mit dem fast bedrohlich intensiven Blick, der aussieht wie eine Mischung aus Latin Lover und Beethoven. Tut er aber nicht. Leonard Elschenbroich spielt Cello, macht mit zarten 24 Jahren eine internationale Karriere und hat sich bereits den Ruf eines eigenwilligen Künstlers erworben.

Hamburg -. Heute bekommt er in der Kieler Sparkassenarena im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals den Leonard Bernstein Award verliehen. Den von der Sparkassen-Finanzgruppe mit 10 000 Euro dotierten Preis haben vor Elschenbroich schon so bedeutende Musiker wie die Pianisten Lang Lang und Anna Vinnitskaya und der Schlagzeuger Martin Grubinger bekommen.

Aus Anlass der Preisverleihung spielt Elschenbroich den Cellopart im Doppelkonzert von Brahms, begleitet vom Schleswig-Holstein Festival Orchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach. Und die Solovioline spielt keine Geringere als der Weltstar Anne-Sophie Mutter.

"Es wird unser erstes gemeinsames öffentliches Konzert", sagt er in seinem bedächtigen Tonfall. Das scheint ihn nicht aus der Ruhe zu bringen. Anne-Sophie Mutter kennt er gut; sie hat ihn jahrelang über ihre Stiftung gefördert und ist heute noch seine Mentorin. Bedeutende Dirigenten wie Semyon Bychkov und Valery Gergiev haben ihn bereits entdeckt, Christoph Eschenbach sagt über ihn: "Elschenbroich ist ein Synonym für Tiefe, Ausdruck, Ausstrahlung und Perfektion in der Musik, die er spielt. Das Ideal, das jeder sucht."

Der Cellist ist in Frankfurt geboren. Mit elf Jahren kam er an die legendäre Yehudi Menuhin School in London. Dort lernte er bei dem Cellisten Leonid Gorokhov und lebte als Hochbegabter unter seinesgleichen. Heute lebt er abwechselnd in London und Wien und spricht deutsch mit leichtem Akzent: "Selbst zu meinen Kölner Studienzeiten waren die wenigsten meiner Bekannten Deutsche."

Wenn die Rede auf den Bernstein Award kommt, wird Elschenbroich lebhaft. "Es ist toll, zu einer solchen Riege von Preisträgern gehören zu dürfen! Das ist eine ganz andere Ehre, als einen Wettbewerb zu gewinnen. Wettbewerbe gewinnen oft die ganz Perfekten, die ganz ohne Ecken und Kanten spielen. Aber Preise, die auf Empfehlung vergeben werden wie der Bernstein Award, gehen auch mal an die interessanteren Musiker."

Für seine Debüt-CD hat er sich kein Standardwerk ausgesucht, sondern Werke des 1998 verstorbenen russischen Komponisten Alfred Schnittke. Bei Konzerten legt er den Schwerpunkt zwar bewusst auf das Standardrepertoire, nimmt aber oft neuere Stücke mit ins Programm.

Und Kompositionsaufträge würde er gerne vergeben. "Dafür muss man sehr erfolgreich sein. Anne-Sophie Mutter kann das." Man muss ja noch Ziele haben mit 24.