Kater beim Sonntagsfrühstück - und ein fremder Mann im Bett. Da hat der brave Bürger Lenglumé (so bieder wie bösartig: Johannes Kühn) ein Problem mit dem Diener und seiner argwöhnischen Frau.

Hamburg. Eugene Labiche steigert in seiner Komödie "Affäre Rue de Lourcine" Lenglumés Gedächtnislücke aus der vorherigen Suffnacht zum grotesken Albtraum.

Und genau diesen Schwebezustand zwischen Wachen und Schlafen inszeniert Felix Rothenhäusler in seiner verblüffend gut gelungenen Labiche-Adaption auf leerer Bühne im Malersaal zum Auftakt des "Finale"-Festivals. Erstmals präsentiert die Theaterakademie die Projekte ihrer Studiengänge mit "Kaltstart"- und "Fringe"-Festival bei der Nachwuchs-Plattform "Da braut sich was zusammen!" bis 19. Juli.

Bei der Vorbesichtigung der Inszenierung - Premiere ist am 4. September im Lichthof - verzichtet der Regisseur auf die üblichen Mittel des Schwanks. Dennoch funktionieren Geschichte und Komik schlafwandlerisch sicher im reduzierten Konzept - auch dank der blendenden Schauspieler. Sie konzentrieren sich auf die Doppeldeutigkeiten des Dialogs, schälen den gewöhnlich vom Klamauk verdeckten bitteren Kern des Stücks heraus: Niemand ist, was er zu sein vorgibt.

Gerät erst das "geregelte" Doppelleben und die gewohnte Ordnung aus den Fugen, kann jeder zum Mörder werden.

Sorgfältig und pointiert choreografiert und komponiert Rothenhäusler die durch Missverständnisse absurden Sprechduelle, akzentuiert sie durch Gänge, Blicke, Pausen, lässt "operettig" im Duett und chorisch singen (Musik: Matthias Krieg/Uschi Krosch). Und hat überzeugend bewiesen: Er kann nicht nur Tragödie wie in seiner "Ödipus"-Version, sondern beherrscht auch die Komödie. (-itz)

Infos im Internet: www.finale.de , www.kaltstart-hamburg.de , www.fringe-hamburg.de