Ein anrührendes Finale: Mit 20-minütigem Beifall wurde Thalia-Intendant Ulrich Khuon nach der Aufführung von “Onkel Wanja“ am späten Freitagabend verabschiedet. Im Anschluss gab es ein rauschendes Fest.

Hamburg. Aber: Haben wir nicht alle ein bisschen gebibbert im Sommer 2000, als Khuon als Intendant am Thalia-Theater anfing? 15 Jahre hatte Jürgen Flimm das Theater geleitet. Das Ensemble hatte man lieb gewonnen, die Feste gefeiert und sich bei den großen Erfolgen daran erfreut, in der wichtigsten Theaterstadt des Landes Zuschauer sein zu können.

Dann kam Khuons Crew und zeigte uns schon in der ersten Spielzeit Aufführungen wie "Liliom", "Thalia Vista Social Club" oder "Celebration". Alles war ganz anders und doch wie immer. Man gewann das Ensemble lieb, konnte Feste feiern und sich daran freuen, in der wichtigsten Theaterstadt des Landes Zuschauer sein zu können. Keine Frage, das Thalia-Theater hat sich - neben den Münchner Kammerspielen - als beste deutsche Bühne etabliert.

Wie oft hat man hier gesessen und gedacht: "Was wird das wohl heute Abend?" Und sah dann gebannt und glücklich einem kompletten Lebensentwurf zu, menschlichen Schicksalen in all ihren Facetten, in "Das Fest" etwa oder "Das letzte Feuer". Wo sonst, als in diesem Theater, hätte man so genau und wahr, so unerbittlich und tröstend in anderer Menschen Leben hineinschauen dürfen? Warum zwei sich lieben, aber doch nicht ansehen können ("Viel Lärm um Nichts"), den Zusammenbruch der Illusion vom Eheglück ("Nora") oder den eisigen Machtkampf zweier Frauen ("Maria Stuart") haben wir brennglasartig im Theater mit verfolgt. Warum das hier besser gelang als anderswo? Weil man sorgfältig war, ergründete, wo, warum und wann Konflikte oder Leidenschaften entstehen, und für alle Regungen einen präzisen Ausdruck fand. Auch zahlenmäßig beeindruckt die Bilanz. 73 Auszeichnungen hat das Theater bekommen, sich bei 231 Einladungen auf der ganzen Welt präsentiert. Mit 893 Vorstellungen und 290 500 Besuchern in der vergangenen Spielzeit hat das Thalia Werte erreicht, an die kein anderes deutsches Theater herankommt.

Freuen wir uns, dass wir all das hatten, wünschen wir Ulrich Khuon und seinem Team in Berlin viel Glück und erwarten wir neugierig und gespannt Joachim Lux, der mit seinem Ensemble am 3. September die neue Thalia-Spielzeit eröffnet.