Bei den 35. Hamburger Ballett-Tagen ist am 7. und 8. Juli das Signaturstück “Les Noces“ von Bronislawa Nijinska zu sehen. 1923 in Paris uraufgeführt, wird es nun vom Centre Chorégraphique National - Ballet de Lorraine dargeboten.

Hamburg. Hundert Jahre Ballets Russes - unter diesem Motto steht die zu Ende gehende Spielzeit des Hamburg Balletts unter John Neumeier. Keine andere Tanzinstitution weltweit hat sich so intensiv der legendären Compagnie des Serge Diaghilew angenommen, die von 1909 bis 1929 den Tanz revolutionierte. Nirgends wurde Vaslaw Nijinsky als Wundertänzer und Choreograf, der die Welt mit seinen Werken schockte, so intensiv gefeiert wie hier.

Doch Bronislawa Nijinska, die zwei Jahre jüngere Schwester von Vaslaw, hatte nicht nur ebenfalls das Tanz-gen in sich, sie war auch eine hervorragende Choreografin, die für die Ballets Russes Werke schuf, die die Tanzwelt beinahe ähnlich aufwühlte. Im Rahmen der 35. Hamburger Ballett-Tage wird deshalb am 7. und 8. Juli das Signaturstück von Bronislawa Nijinska zu sehen sein, "Les Noces", 1923 in Paris uraufgeführt.

Als Gastcompagnie wird das Centre Chorégraphique National - Ballet de Lorraine dieses Stück aufführen und sein erklärtes Hauptziel unter Beweis stellen: "Dem Publikum Werke zu präsentieren, die als stellvertretend gelten für die verschiedenen Epochen und Schulen, die den Tanz und im weiteren Sinn die künstlerischen und intellektuellen Richtungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts geprägt haben." Dazu gehört Nijinskas Werk zweifellos, das auf die Musik von Igor Strawinsky in starker Stilisierung eine russische Bauernhochzeit beschreibt. Laufend, stampfend und springend formieren sich die Tänzer zu Blöcken und geometrischen Formen, deren berühmteste die Pyramide ist, zu der sich die Tänzerinnen fügen. Nur sehr selten wird dieses Werk aufgeführt, weil es nicht nur tänzerisch herausfordernd, sondern musikalisch aufwendig zu bewerkstelligen ist. Es benötigt als Begleitung vier Klaviere, umfangreiches Schlagwerk, vier Gesangssolisten und Chor.

Ebenso selten wie "Les Noces" ist Michail Fokines originale Choreografie "Petruschka" zu erleben, ebenfalls auf die Musik von Igor Strawinsky, die er 1911 für die Ballets Russes schrieb. In der Ausstattung von Alexandre Benois erleben wir auf einem russischen Jahrmarkt das rührende Puppenspiel zwischen Petruschka und der Ballerina, die wiederum den Mohren liebt. Es ist eines der schönsten Ballette der Tanzgeschichte, zumal es exemplarisch zeigt, was die Ballets Russes als künstlerisches Credo beherzigten - die Vorstellung eines Gesamtkunstwerks aus Tanz, Bühnenbild, Kostümen und Musik. Als drittes Werk steht "Mariage" in der zeitgenössischen Choreografie von Tero Saarinen auf dem Programm.

Zum ersten Mal kommt das weltberühmte Ballet de Lorraine aus Nancy nach Hamburg. Dieses Gastspiel ist besonders interessant, weil es zum Vergleich auffordert mit John Neumeiers "Petruschka", die in Ausschnitten im Rahmen der Nijinsky-Gala am 12. Juli zu sehen ist.