Karnevalsstimmung im Hochsommer herrschte beim Saisonabschluss der Philharmoniker. Auf dem Programm standen Filmmusikklassiker und allerhand jazzig angehauchte Tanzrhythmen aus den Goldenen Zwanzigern.

Hamburg. Die Damen des Orchesters durften Farbe tragen, einige hatten sich eine neckische Feder ins Haar gesteckt. Die mutigsten Herren trugen eine farbige Fliege. Und auch die Chefin kam mit Fliege und im rücken- und ärmelfreien Top.

Die Stimmung im Saal war entsprechend: Da gab es eine Menge wippender Köpfe und zuckender Füße zu beobachten sowie eine glühende Marlene-Verehrerin, die jeden Dietrich-Klassiker mit Inbrunst mitsang. Doch im Konzertsaal richtig Party zu machen bleibt eine angelsächsische Domäne: Zwei Australier verbreiteten etwas "Last Night of the Proms"-Feeling und schwenkten zu Ehren "ihrer" Dirigentin Fähnchen. Simone Young wiederum tänzelte sich aus der Puste und versorgte als hitzeerprobte Australierin die Hanseaten mit guten Tipps für heiße Sommerabende.

Musikalisch gab's eine bunte Mischung aus frechen Stücken u. a. von Poulenc, Gershwin und Weill. Die Philharmoniker bewährten sich mit hörbarem Spaß an der Sache bei einer Gesangseinlage, als Filmmusikorchester und Jazz-Combo. In George Antheils bizarrer Jazz-Symphony klang das stellenweise wie eine Dixieland-Kapelle auf Ecstasy. Geniale Komik war dagegen in den großartiggrotesken Charakterparodien eines Kutschers und eines Bürokraten aus Schostakowitschs Ballett "Der Bolzen" zu hören.