Kleopatra, Mark Anton und Octavian gehen in die zweite Staffel: In der US-Serie wird imperiale Geschichte prall und packend erzählt - inklusive Macht, Geld und Sex.

Frühjahr 44 vor Christus. Cäsar ist tot, gemeuchelt von Attentätern, das Hauen und Stechen geht fröhlich und unvermindert weiter im alten Rom. Jeder, der im Geschichtsunterricht auch nur halbwegs aufgepasst hat, weiß natürlich, dass die Sache mit Brutus, den Iden des März und dem Dolch im Gewande ein folgenreiches Nachspiel für den Rest der damals bekannten Welt hatte. Kleopatra, Mark Anton, Octavian - es gibt noch eine ganze Menge zu erzählen über die skrupellosen Strippenzieher in der Tiber-Metropole. Auch in der zweiten Staffel des Historien-Thrillers "Rom", die an der buchstäblich noch warmen Leiche des ermordeten Imperators genau dort weitermacht, wo die erste Staffel endete, wurden weder Mühen noch Kosten gescheut, um mit einem hochspannenden TV-Plot aufzuwarten.

Intrigen und Affären, die jeder "Dallas"-Folge zur Ehre gereicht hätten, bilden die Rahmenhandlung; Epochales und Banales werden auf einen attraktiven Nenner gebracht, der imperiale Geschichte so prall und packend rüberbringt, wie es der ZDF-Märchenonkel Guido Knopp mit seinen braunstichigen Filmchen nie hinbekommt.

Wie schon bei der ersten Staffel kann man fast darauf wetten, dass in regelmäßigen Abständen aus der Tunika geschlüpft wird, um sich zwischenmenschlich nahezukommen. Auch die beiden sympathischen Haudraufs Lucius Vorenus und Titus Pullo sind wieder dabei, um sich als vom Schicksal gebeutelte Ex-Legionäre mit den Problemen des kleinen Römers von der Straße herumzuschlagen. Und für einen so charmanten Satz wie "Ich hab das mit uns völlig falsch angefangen, deinen Mann umgebracht und all das" muss man Pullo einfach mögen. Vorenus-Darsteller Kevin McKidd hat nach dieser Rolle den Sprung in die Gegenwart geschafft und tobt momentan - mit ähnlich schlechter Laune und identischem Kurzhaarschnitt - als Ex-Militärarzt durch das neurosengesättigte TV-Klinikum in "Grey's Anatomy".

Warum es zwei Jahre dauerte, bis sich RTL II dazu durchrang, die Fortsetzung der mit Emmys überschütteten Serie des US-Bezahlsenders HBO auszustrahlen, das wissen die Götter. An den Quoten kann es nicht gelegen haben, die waren im Umfeld von eher grobgestrickten Angeboten nicht berauschend - ganz im Gegenteil zu England, wo die erste Staffel der BBC 27 Prozent Marktanteil zur besten Sendezeit bescherte. Wer hierzulande bei den ersten zwölf Folgen auf den Geschmack gekommen ist, dürfte sich für die Fortsetzung längst auf dem DVD-Markt bedient haben.

Obwohl die römische Geschichte bis zum endgültigen Zusammenbruch noch etliche Staffeln ermöglicht hätte - mit "Rom" hat es nach diesen zehn Episoden, die RTL II auf sonntägliche Doppelfolgen portioniert, ein endgültiges Ende. Die Produzenten mochten nicht mehr, verständlich angesichts der 100 Millionen Dollar, die investiert wurden (wahrscheinlich vor allem in die Frisuren der durch und durch miesepetrigen Frauen), um bis ins Detail für einen authentischen Look zu sorgen.

Es gab aber auch noch einen anderen Grund, der Freunde gehobener Sandalenfilm-Unterhaltung sofort an eine Schlüsselszene in "Quo vadis?" denken lässt: Ein Brand zerstörte vor zwei Jahren einen Großteil der Rom-Kulissen in den Cinecittà-Studios. Auch deswegen wurde also nichts aus der Idee der Drehbuchautoren, in einer fünften Staffel einen gewissen jüdischen Rabbi mit großem religiösen Sendungsbewusstsein auftauchen zu lassen. So bleibt aber immer noch das Vergnügen, die Mauscheleien um Macht, Geld und Sex als clever inszenierte Vorwegnahme jener Abgründe zu betrachten, die sich à la Berlusconi im heutigen Rom auftun. Die kleinkriminellen Nachbarn, mit denen es Vorenus als Bandenanführer auf dem römischen Avenin zu tun bekommt, wirken wie die mafiösen Ahnväter der Sopranos.

Politik war schon vor knapp zwei Jahrtausenden ein reichlich schmutziges Geschäft.