Die Fabrik glich einem Backofen. Doch mehr Hitze, als der Detroiter “Motorcity Madman“ James Carter sie in sich trägt, geht sowieso nicht.

Hamburg -. Die Hände voll mit Blasgeräten, kommt er jovial winkend auf die Bühne. Ein kurzes Kopfnicken des Chefs zu den vier Begleitmusikern. Und schon bricht das tosende Klanggewitter los.

Einstand mit "Going Home". Carters Quintett entfesselt einen Sturm an heißblütigen, abenteuerlustigen Sounds voller Intervalle, mit denen der Meister die guten alten Oldschool-Standards verfremdet. Passend zur unverfälschten Frische ihrer Töne mimen Carter und seine Truppe überzeugend die fröhlichste Band der Welt. Zu Gehör kommen die modern frisierten Standards vom aktuellen Album "Present Tense", wie Jimmy Jones' Nummer "Shadowy Sands".

Und weil die Band als Team funktioniert, trommelt der dauerlächelnde Schlagzeuger Leonard King schon nach zehn Minuten ein ausführliches Solo. Später erhalten auch der geradezu manisch die Tasten bearbeitende Gerard Gibbs und der gemütlich zupfende Bassist Ralph Armstrong Gelegenheit, ihr Können zu präsentieren.

Vor allem aber lebt der Abend vom Zwiegespräch Carters mit dem jungen Trompeter Cory Wilkes. Carter nimmt abwechselnd seine Geräte vom Bass-Saxofon bis zur Querflöte in Gebrauch, behandelt sie mal rau, mal zärtlich. Dann wieder verzieht er sich mit Wilkes zum lauten Herumalbern ins Halbdunkel. Auch wenn sie sich wie junge Hunde aufführen, die Jazzgemeinde lauscht den Musikern in unverdrossener Andacht. Als sei sie fassungslos, dass Jazz so viel Spaß machen kann.