Am 4. Juli haben Abendblatt-Leser von 11 bis 19 Uhr freien Eintritt in die Ausstellung “Modern Life - Edward Hopper und seine Zeit“ im Bucerius-Kunst-Forum. Bis dahin stellen wir täglich ein Hopper-Gemälde vor. Heute: “New York Interior“.

Eine junge Frau, die wir nur von hinten sehen, ist in eine Handarbeit vertieft. In der weit ausgestreckten rechten Hand hält sie eine Nadel, auf ihrem Schoß liegt ein weißer Stoff, wahrscheinlich näht sie an einem Kleid. Rechts ist eine Kaminverkleidung zu sehen, auf der eine schwarze Uhr steht.

1921 hat Edward Hopper diese alltägliche Szene gemalt, ein intimer Augenblick, den der Betrachter aus dem vorüberfahrenden Zug der New Yorker U-Bahn erhascht. Ein wenig fühlt man sich als Voyeur, denn die Szene weckt unweigerlich unser Interesse. Wir fragen uns, wer diese junge Frau mit den langen dunklen Haaren ist, ob sie sich auf eine abendliche Begegnung vorbereitet.

Wie Millionen New Yorker ist auch Hopper häufig mit dem El-Train durch die Stadt gefahren und hat aus dem Fenster des Zuges in erleuchteten Wohnungen geblickt. Sein Gemälde ist freilich nicht die Wiedergabe einer kurzen Impression, sondern vielmehr eine Komposition mit vielfältigen Anspielungen. Besonders interessant ist das trägerlose, bläulich schimmernde Kleid, das an die Tänzerinnen von Edgar Degas erinnert. Tatsächlich hat Hopper während seiner Paris-Aufenthalte 1906 und 1910 die Werke des französischen Malers eingehend studiert.

Gegen Vorlage des Coupons, der am 4. Juli im Abendblatt abgedruckt wird, erhält jeweils eine Person eine Freikarte.