Anwalt Oliver Süme aus Winterhude glaubt eine Geschäftsidee zu haben, die nicht nur ihm nützt, sondern die ganze Stadt voranbringt: Er will den Begriff “Hamburg“ zu einer Top Level Domain (TLD) machen.

Hamburg. Als TLD bezeichnet man die Buchstaben, die hinter dem letzten Punkt einer Internetadresse stehen. Bei www.abendblatt.de lautet die TLD beispielsweise "de".

Bereits Ende 2005 hatte die für die Einrichtung und Verwaltung von Internetadressen zuständige Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Schaffung neuer TLDs angestoßen. Der Bundestag forderte im März 2007 die Bundesregierung auf, die Einführung regionaler Top Level Domains zu unterstützen. "Hamburg" wäre eine solche regionale TLD. Süme glaubt, dass durch sie das Image Hamburgs "als attraktiver Standort und dynamische Metropole" weltweit gestärkt werden würde.

Er hat den Verein dotHamburg gegründet, zu dessen Mitgliedern Hamburger IT-Unternehmen und Telefonbuchverlage zählen. Der Jurist hat beispielhafte Internetadressen wie www.hafen.hamburg oder www.messe.hamburg entworfen. Und Anfang nächsten Jahres will er sich bei der ICANN um die TLD "Hamburg" bewerben.

Doch es gibt ein Problem: Süme fühlt sich vom Senat ausgebremst. Für die Bewerbung benötigt er eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, einen sogenannten Non Objection Letter (NOL). Diesen NOL wird der Senat im Rahmen einer Ausschreibung vergeben. Einstweilen soll nicht einmal verraten werden, welche Bedingungen die Bewerber erfüllen müssen: "Vor der Entscheidung der ICANN Tatsachsen zu schaffen wäre nicht angemessen", sagt ein Senatssprecher. Er verweist darauf, dass die Internetbehörde erst im Oktober auf einer Tagung in Seoul endgültig über den Modus der TLD-Bewerbung befindet.

Süme leuchtet diese Begründung nicht ein. Der Anwalt weiß, dass es schon jetzt einen 200 Seiten starken Entwurf der ICANN zur TDL-Bewerbung gibt, der in Seoul voraussichtlich nur geringfügig verändert werde. Städte wie Paris und Barcelona hätten deshalb schon jetzt beschlossen, sich für eine TDL zu bewerben. New York City informiere interessierte Unternehmen über das Projekt.

Die Zeit drängt: Bewerbungen wird die ICANN Anfang 2010 nur während einer 45-Tage-Frist entgegennehmen. Ob sich danach ein weiteres Bewerbungsfenster öffnet, ist ungewiss. Unterstützung bekommt Süme von der Handelskammer, die in der Sache einen Brief an Mediensenatorin Karin von Welck geschrieben hat. "Die Stadt", sagt Claudia Sye aus der Medienabteilung der Kammer, solle "den potenziellen Antragstellern den erforderlichen Non-Objection-Letter so früh wie möglich ausstellen und unter Umständen daran zu knüpfende Bedingungen baldmöglichst formulieren".