Der Gitarrengott kam Kaugummi kauend ein wenig zu spät zu seinen Jüngern in die Altonaer Fabrik.

Hamburg. Spirituals nach "St. John" hatte der Gitarrist John Scofield im Gepäck, dazu eine groovende Band um den englischen Pianisten/Sänger Jon Cleary, der aussieht wie David Niven, aber schon seit Langem gospelgetränkt in New Orleans lebt, dem Bassisten/Sänger George Porter jr., Gründungsmitglied der legendären New- Orleans-Funkband The Meters sowie mit dem südafrikanischen Ex-Drummer der Beach Boys, Ricky Fataar.

Scofield, 57, ähnelt Abraham persönlich und ist mit seinem soulgetränkten Gitarrenspiel tatsächlich der Patriarch der Jazzfusion, sein abstrahierter Blues machte die frühen 80er zur besten Comeback-Phase von Miles Davis. Im langsamen Titel "Walk With Me" fand "Sco" im Solo zu Höchstform, lieferte alles, was ihn auszeichnet: Den enervierenden Ton, das zugleich konkret-groovige wie abstrakt-harmonisch raumgreifende Spiel, das auch in Stücken wie "Something's Got A Hold On Me" aufleuchtete. Als der rockende Ritter Gottes mit der verzerrten Gitarre zwei Stunden seinen Herrn gepriesen hatte, kannte der Jubel keine Grenzen.