Die Welterbe-Kommission stand bei ihrer Tagung in Sevilla gestern vor gar keiner Wahl. Sie musste dem Dresdner Elbtal den Titel aberkennen. Mit jeder anderen Entscheidung hätte sie nicht nur ihre Glaubwürdigkeit verloren, sondern auch ihr Gütesiegel entwertet.

In Dresden haben sich die politisch Verantwortlichen für den Bau einer Brücke entschieden, durch den einer jahrhundertealten Kulturlandschaft schwerer Schaden zugefügt wird. Die Variante eines Tunnels, den die Unesco akzeptiert hätte, wurde nicht einmal ernsthaft geprüft.

Wäre dieses Verhalten folgenlos geblieben, hätte das Weltkulturerbe seinen eigentlichen Sinn verloren. Dieser besteht nicht in der Tourismusförderung, sondern im Schutz von wertvollen Kultur- und Naturlandschaften vor ökonomischen oder infrastrukturellen Eingriffen. Hätte die Unesco die Brücke akzeptiert, mit welchen Argumenten sollte sie künftig Hochhäuser vor Notre-Dame, Windkraftanlagen vor den Pyramiden von Gizeh oder Kühltürme vor dem Taj Mahal verhindern?