Ein unglücklicher Zufall. Die Vergewaltigung von Cecilia (Daniela Merz) verändert schlagartig das Beziehungsgefüge von fünf Menschen.

Hamburg - Sie und ihr Freund Malik (Vitus Wieser) planten einen Wüstentrip nach "Algier". Nun platzt die Reise. Ihre Liebe steht auf der Kippe. Auch Cecilias Versuche, sich mit dem Polizisten Ben (Jacob Weigert) aus Mutters sorgender Umklammerung zu lösen, scheitert. Dessen Schwester Klara (Alisa Levin) wird zum Opfer. Wie sie alle zugleich Täter und Opfer sind. Als neurotische "Mamaqualle" mit bleichen Fangarmen gibt Solveig Krebs das tragikomische Paradebeispiel für die Zwickmühle emotionaler Widersprüchlichkeit.

Nino Haratischwilis Stücke kreisen um Gewalt und Fremdsein - in der eigenen Haut oder im anderen Land. Deren Wirkung auf den Einzelnen beobachtet sie kühl und scharf in der von ihr am Lichthof inszenierten Versuchsanordnung. Silke Rudolphs Bühne gleicht auch einem Labor. Blaue Neonleuchten markieren das Kampfgeviert für die Duelle der Figuren. Sie sehen sich genau wie der Zuschauer bei ihren Konflikten zu, legen Schachzug um Schachzug ihre Gedanken, Gefühle und Träume bloß. Doch wie sie einander nicht helfen können, ist auch ihnen nicht zu helfen. Sie bleiben in sich Gefangene. Die Schritte in die ersehnte Freiheit sind am Ende doch zum Scheitern verurteilt.

Wenig Hoffnung lässt Nino Haratischwili in ihrem offen konstruierten Experiment. Sie führt mit zugleich distanziert und engagiert agierenden Schauspielern einen beklemmenden Beweis: In der kriegerischen Gesellschaft werden Familie und Liebe zwangsläufig zum Schlachtfeld.

Es gibt keine Sieger - nur Niederlagen. (-itz)

Algier 13.6. (20.15 Uhr), 14.6. (19 Uhr), Lichthof, Mendelssohnstr.15, Karten: 85 50 08 40.