Außergewöhnliche Ereignisse erfordern außergewöhnliche Maßnahmen - das gilt auch für Journalisten, in Zeiten wie diesen vielleicht besonders.

Hamburg - Das weiß auch Regina McCombs, eine der bekanntesten Vertreterinnen des Multimedia-Journalismus in den USA und bis vor Kurzem bei der "Minneapolis Star Tribune" verantwortliche Video- und Multimediaredakteurin. Heute arbeitet McCombs als Journalisten-Ausbilderin am renommierten Poynter Institute in Florida und lehrt weltweit als Gastdozentin - in diesen Tagen an der Hamburger Akademie für Publizistik im Bereich "Crossmediales Produzieren".

Das Außergewöhnliche also, das Unerwartete passierte am 1. August 2007 auf der Interstate-35W-Mississippi-River-Brücke zur Hauptverkehrszeit. 200 Menschen waren unterwegs nach Hause, ins Restaurant, zur Tagesmutter, als die 580 Meter lange Brücke einstürzte. In Erinnerung geblieben ist nicht nur das Unglück, sondern auch die journalistische Aufbereitung von McCombs und ihrem Team auf der "Star Tribune"-Website: Sie identifizierten die Fahrer der Autos und führten Interviews, die sie dem Leser als Video- und Audiofiles zugängig machten. Nur ein Klick mit der Computermaus auf das jeweilige Auto, und der Leser erfuhr persönliche Details aus dem Leben derer, die überlebten und derer, die starben.

"13 seconds in august" ging als vorbildliches (und preisgekröntes) Multimedia-Projekt in die Geschichte der Zeitung ein. Das Projekt zeigt exemplarisch, worin Regina McCombs die Zukunft des Journalismus sieht. Multimediales Berichten, glaubt die Expertin, komme letztendlich der Story zugute: "Die Frage, die Journalisten sich stellen müssen, ist nicht mehr länger 'Wie schreibe ich es auf?', sondern: 'Welche Form kommt meiner Geschichte zugute?'" Auch Online-Plattformen wie "Twitter" oder "Facebook" zählen für sie zu den neuen Techniken, die für Journalisten zunehmend wichtiger werden: "Sie bieten die Chance, mit Leuten in Berührung zu kommen, die wir im realen Leben nicht treffen würden. Im besten Falle lehren sie uns, unsere eigene Kultur zu verstehen." Leser, so McCombs, erwarteten heutzutage von ihrer Zeitung eine andere Art der Kommunikation als die Aufforderung "Lies das!" Sie wollen teilnehmen, sie wollen, dass man ihnen zuhört.

Nun muss nicht jeder zum Vollzeit-"Twitterer" werden oder mit der Videokamera losziehen. "Nicht jeder Journalist muss alles machen - aber man sollte sich nicht unnötig selbst beschränken", sagt McCombs. Am Ende profitiert davon: die gute Geschichte. (jac)