Der langjährige Geschäftsführer von Hamburg 1, stirbt viel zu jung mit 49 Jahren - ein persönlicher Nachruf von Herbert Schalthoff.

Hamburg. Bernhard Bertram, der langjährige Geschäftsführer, mehrjährige Gesellschafter, der kreative Kopf und in allen Funktionen immer unermüdliche Streiter für Hamburg 1, ist tot. Er starb am vergangenen Sonntag im Alter von nur 49 Jahren, urplötzlich aus dem Leben gerissen, während er an seinem Lindenhof an der Elbe arbeitete, den er in diesem Sommer zu seinem 50. Geburtstag gemeinsam mit seiner Familie und Freunden einweihen wollte. Mit dem Lindenhof an der Elbe, gegenüber von Hitzacker, wollte sich Bernhard Bertraum einen lang gehegten Traum erfüllen. Vor vielen Jahrzehnten stand hier noch ein Gehöft, es war gezeichnet von den Spuren der Zeit. In den vielen Stunden, die Bertram hier, auf der historischen Warft, mauerte, fugte und malte, wollte er ein neues Kleinod für sich und seine Familie entstehen lassen.

Bernhard Bertram war seit Anfang der 90er-Jahre beim Aufbau, der Entwicklung und bei der Führung von Hamburg 1 immer gleichzeitig Visionär und Pragmatiker. Für das private lokale Fernsehen in Deutschland war Bernhard Bertram einer der entscheidenden Pioniere. Fest glaubte er an die Zukunftsfähigkeit lokaler Stationen in Deutschland, vor allem von Hamburg 1. Der Sendestart von Hamburg 1 im Mai 1995 war vor allem auch sein Verdienst. Mit Ausdauer, Beharrlichkeit, mit Diplomatie und, wo notwendig, auch mal mit einer gewissen Kompromisslosigkeit steuerte er den Sender durch so manches Unwetter - immer auch die Interessen der Mitarbeiter im Auge.

2003 wurde er selbst Gesellschafter. Nicht im Hintergrund, sondern immer aktiv als Geschäftsführer dem operativen Tagesgeschäft verpflichtet. Und das "operativ" kann wörtlich genommen werden: Oft sahen ihn Mitarbeiter, z. B. bei Studioumbauten, selbst Hand anlegen. Mit Zollstock und Pinsel ausgestattet, war er in seinem Element. Er wäre sicher auch ein guter Architekt geworden. Und wenn Not am Mann war und bei Sonderproduktionen die Zeit knapp wurde, dann besetzte er selbst den Schnittplatz und zeigte erstaunten Mitarbeitern, wie ihm diese Tätigkeit in all den Jahren nie fremd geworden war.

Mit ihm als Gesellschafter wurde Hamburg 1 zu einem nicht mehr weg zu denkenden Teil der Hamburger Medienlandschaft. Auch wenn er als Geschäftsführer vor allem für die finanzielle Stabilität des Unternehmens verantwortlich war, so waren die Anliegen der Redaktion immer auch die seinen. Redaktionelle Unabhängigkeit war für ihn unteilbares Gut.

Vom ersten Tag an war er mir ein immer geschätzter und geachteter Gesprächspartner, mit dem man leidenschaftlich über Medien, das Fernsehen, aber auch Politik reden und streiten konnte. Allerdings war es immer ratsam, sich nur gut vorbereitet auf einen Disput mit ihm einzulassen. Sein beeindruckendes Allgemeinwissen und seine fundierte Sachkenntnis über politische Zusammenhänge nötigten mir, der sich tagein, tagaus mit der Materie beschäftigt, gehörigen Respekt ab. Unterschiedlich politisch sozialisiert, waren wir oft nicht einer Meinung - entsprechend hart konnte sich die Diskussion entwickeln. Eines seiner letzten Vorhaben war die Bürger-21-Plattform, mit der er Bürger und Politik ins Gespräch bringen wollte, um rechtzeitig Widerstände auszuloten und wenn möglich aufzulösen. Das mag der eine oder andere mit der manchmal konfrontativen Art von Bernhard Bertraum nicht in Einklang gebracht haben. Ich habe mich nie darüber gewundert.

Gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten und Freund Ingo Borsum schied Bernhard Bertram im Jahr 2010 als Geschäftsführer und Gesellschafter von Hamburg 1 aus. Seiner Leidenschaft, dem lokalen Fernsehen, blieb er dennoch verpflichtet und machte sich daran, seine Ideen in Niedersachsen mit den Heimat-Live-Sendern in die Tat umzusetzen. Projekte, die sich nun ohne seine Erfahrung, seinen Einsatz und Engagement bewähren müssen.

Mit Bernhard Bertram verliert nicht nur die Hamburger Medienlandschaft einen ihrer profiliertesten und engagiertesten Macher. Einen Mann mit Ecken und Kanten. Geradeheraus. Immer ehrlich und direkt und, auch das gehört zur Wahrheit, nicht immer einfach. Er hätte nicht gewollt, dass man das verschweigt. Bernhard Bertram hinterlässt eine Frau und vier Töchter. Ihnen gilt mein tiefes Mitgefühl.

Herbert Schalthoff ist seit 1995 Moderator bei Hamburg 1 und Politikchef des TV-Senders