Cambridge. Kaiserpinguine brüten auf Meereis. Schwindet es im antarktischen Sommer zu früh, hat das für den Nachwuchs grausame Folgen.

Es ist ein furchtbares Drama für die possierlichen Tiere: Im vergangenen Jahr sind abertausende Pinguin-Küken in der Antarktis infolge der zunehmenden Eisschmelze verendet. Der Rekordtiefstand des antarktischen Meereises Ende 2023 habe in einem Fünftel der Kaiserpinguin-Kolonien des Kontinents zu Brutausfällen geführt, teilte das British Antarctic Survey (BAS) mit. Bricht das Meereis, auf dem eine Kolonie brütet, bevor den Küken wasserfeste Federn gewachsen sind, haben diese kaum noch Überlebenschancen – selbst auf einer verbleibenden Scholle nicht, weil die Eltern Schwierigkeiten haben, den Nachwuchs wiederzufinden und zu füttern.

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14 von 66 Kolonien sind vom Drama betroffen

14 von 66 Kolonien seien 2023 betroffen gewesen, hieß es in der im Fachjournal „Antarctic Science“ vorgestellten Analyse, die auf Satellitendaten beruht. Die Brutausfälle seien eine direkte Folge des beispiellosen Verlusts an Meereis in der Region, der sich in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels abspielte. Sowohl 2022 als auch 2023 seien extrem niedrige Sommer-Meereisausdehnungen verzeichnet worden. Da hat das große Kükensterben begonnen.

Schreitet der Klimawandel voran, dann könnte die Art aussterben

Derzeit gibt es nach Schätzungen noch einige Hunderttausend Kaiserpinguine in freier Wildbahn. Prognosen zufolge könnte die charismatische Art bis zum Ende des Jahrhunderts praktisch ausgestorben sein, wenn der Klimawandel im jetzigen Tempo voranschreitet. BAS-Experte Peter Fretwell sieht aber auch einen kleinen Funken Hoffnung: Vor allem in den am stärksten betroffenen Kolonien gebe es Hinweise auf Anpassung, die Vögel zögen womöglich in andere Gebiete.

Kaiserpinguine (Aptenodytes forsteri) werden mehr als einen Meter groß und sind die am südlichsten lebende Pinguin-Art. Sie sind die meiste Zeit des Jahres, von April bis Januar, auf stabiles Meereis angewiesen, das mit dem Festland verbunden ist. Ihre Eier legen sie zwischen Mai und Juni. Es dauert etwa 65 Tage, bis die Küken schlüpfen, flügge werden sie erst im Dezember und Januar, dem antarktischen Sommer. (ftg/dpa)