Berlin.

Donald Trump im Weißen Haus – darauf waren die wenigsten Regierungen vorbereitet. Hier eine Einschätzung aus wichtigen Weltregionen:

Arabien: Nach außen geben sich die arabischen Staats- und Regierungschefs höflich. Doch hinter den Kulissen ist man tief besorgt. Die Golfstaaten haben US-Präsident Barack Obama das Atom-Abkommen mit dem Iran übel genommen. Das schiitische Mullah-Regime gilt vielen sunnitisch geprägten Ländern als Bedrohung. Auch Obamas Zurückhaltung bei den Konflikten in Syrien und im Irak wird hinter vorgehaltener Hand scharf kritisiert. Bei Trump befürchten viele arabische Spitzenpolitiker einen völligen Rückzug der Amerikaner aus der Region - viele hatten auf die als Interventionistin geltende Hillary Clinton gesetzt.

Iran: Präsident Hassan Rohani hatte vor der US-Wahl erklärt, aus iranischer Sicht gehe es ohnehin nur um eine Entscheidung zwischen „schlecht und schlechter“. Trump steht dabei aus iranischer Sicht für „schlechter“, weil er angekündigt hatte, den Atom-Deal zu kündigen. Für die Hardliner in Teheran ist Trumps Erfolg eine gute Nachricht. Denn mit ihm als US-Präsidenten wird es ihnen vermutlich leichter fallen, ihr altes Feindbild zu pflegen. Amerika gilt immer noch als der „große Satan“.

Israel: Israels rechts-religiöse Regierung sieht Trumps Sieg als Gelegenheit, ihre Politik weiter voranzutreiben. Premierminister Benjamin Netanjahu, der große Probleme mit US-Präsident Barack Obama hatte, bezeichnete Trump als „echten Freund Israels“. Mehrere Politiker des rechten Lagers pochen jetzt darauf, dass die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt wird. Denn Trump hatte im Wahlkampf die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt angekündigt.

Türkei: Nun beginne „eine neue Ära in den USA“, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er hoffe, dass Trumps Wahl zu positiven Entwicklungen in der Türkei und der Region beitrage. Der türkische Staatschef mag sogar hoffen, dass unter der neuen US-Regierung die Auslieferung seines im Bundesstaat Pennsylvania lebenden Erzfeindes Fethullah Gülen vorankommt. Ministerpräsident Binali Yildirim verband seinen Glückwunsch an Trump sogleich mit der Forderung nach „dringender Auslieferung“ Gülens.

China: Die Führung in Peking begrüßte offiziell den Wahlausgang. Das verwundert auf den ersten Blick. Immerhin hatte Trump gleich zu Beginn seiner Kandidatur verkündet, gegen chinesische Billigimporte vorgehen und Einfuhren aus der Volksrepublik mit horrend hohen Zöllen belegen zu wollen. Doch all dies scheint der chinesischen Regierung nur wenig Sorge zu bereiten: Der Abscheu gegen Hillary Clinton war noch größer. Der an der Pekinger Volksuniversität lehrende Außenpolitik-Experte Wang Yiwei ist sich sicher, dass Trump gut sein werde für das amerikanisch-chinesische Verhältnis. „Trump steht außenpolitisch für Isolationismus. Er will nicht, dass die USA globale Verantwortung übernehmen“, so Wang. Das sei auch im Interesse Chinas.