Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt und „Cicero“

Christoph Schwennicke, Chefredakteur des in Berlin produzierten Magazins „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, wie wird in Berlin eigentlich Katja Suding gesehen und beurteilt?

Schwennicke: Es tut mir für Frau Suding leid, das so sagen zu müssen: in meiner Wahrnehmung gar nicht.

Haider: Ich habe natürlich einen Grund, warum ich frage: Bei einem Neujahrsempfang in Blankenese ist Suding auf zwei Berliner Top-Leute getroffen, auf Anton Hofreiter von den Grünen und Wolfgang Bosbach von der CDU. Was meinst Du, wer am meisten Applaus erhalten hat?

Schwennicke: Wenn Du so fragst: sie.

Haider: Nein, Bosbach natürlich. Der hat den Laden gerockt, die Leute haben sich weggeschmissen vor Lachen. Vielleicht hätte ich Dir sagen sollen, dass dieser Neujahrsempfang eine Art politischer Aschermittwoch in Hamburg ist. Vorgabe: Möglichst launig reden … Zitat Bosbach: „Sie wissen ja, dass ich sehr medienscheu bin …“ Mit dem macht Politik Spaß, oder??

Schwennicke: Der ist frei und ohne jede Furcht. Am Ende aber auch wie Likör. Zwei Gläschen sind lecker, beim dritten hat man es langsam über ...☺

Haider: Immer noch besser als der Herr Hofreiter, der fünfmal betonte, dass er ja sehr launig sein werde, um genau das dann nicht zu sein. Unterschätze ich Hofreiter so, wie du Katja Suding unterschätzt? Oder bist Du nur einfach nicht zu ihrem 40. Geburtstag eingeladen, der im Kaisersaal des Hamburger Rathauses (!) begangen wird?

Schwennicke: Unverschämtheit, bin ich nicht ... ☺! Ich hatte Hofreiter einmal bei einem Podium als Gast, da war er munter. Aber ich mach halt müde Männer munter.

Haider: Noch mal zu Bosbach. Findest Du nicht, dass er einer der besten Redner im Bundestag ist? Und wen findest Du sonst rhetorisch noch gut?

Schwennicke: Doch, er ist da sehr gut. Gysi ist top und Schäuble, wenn er will, sowieso. Letzterer immer ohne Manuskript. Souverän.

Haider: Und ich höre ja auch dem Sigmar Gabriel gern zu, der ist immer beides: tiefsinnig und lustig. Und meistens kurz genug.

Schwennicke: Das stimmt. Und man weiß nicht genau, was als Nächstes kommt. Nicht nur am Rednerpult.