Hamburg. Großer Komplex in der City Süd schon gekauft. Auch Interesse an einem Bau von Stararchitekt Hadi Teherani

Der Hamburger Bürovermietungsmarkt steht vor gravierenden Veränderungen. Der Grund ist die Nutzung leer stehender Gebäude als Unterkünfte für Tausende Flüchtlinge. Nach Informationen des Abendblatts prüft die Stadt mindestens 120.000 Quadratmeter an leer stehenden Büros für eine Anmietung oder einen Ankauf. Die Sozialbehörde bestätigte, dass laufend Gebäude auf die Nutzung als Flüchtlingsunterkünfte geprüft werden. „Es gibt aber keine Flächenvor­gabe, da wir nicht wissen, wie viele Flüchtlinge noch kommen“, sagt Sprecher Marcel Schweitzer. In Hamburg sind sechs Prozent der Büros ungenutzt, rund 900.000 Quadratmeter. Rund die Hälfte der Flächen kommt preislich für eine Nutzung als Flüchtlingsunterkunft infrage, sagen Makler.

Ins Visier der Stadt geraten auch imposante Bürobauten wie das von Hadi Teherani entworfene Doppel-X-Gebäude in der City Süd mit einer Gesamtfläche von 17.000 Quadratmetern, das seit Ende 2012 komplett leer steht. Allein hier könnten rund 1100 Flüchtlinge untergebracht werden. Doch mehr als eine Begehung erfolgte bisher nicht. Dagegen wurde in der City Süd bereits das ehemalige Verwaltungs­gebäude der Unfallversicherung VBG gekauft. Für das 8000 Quadratmeter große Gebäude in der Friesenstraße hat die Stadt rund zwölf Millionen Euro an einen Immobilienfonds bezahlt, berichten Branchenkenner.

Für 15 Jahre angemietet wurde ein 9000 Quadratmeter großes Bürogebäude im Albert-Einstein-Ring, in das schon die ersten Flüchtlinge eingezogen sind. „Die Konditionen sind für die Eigentümer sehr attraktiv, zumal die Gebäude lange leer standen“, sagt Tobias Scharf vom Makler JLL.

Bisher scheiterte die Nutzung leerer Büros als Wohnraum an hohen Kosten für den Umbau und weiteren Auf­lagen. „Seit Ende 2014 haben wir mit dem geänderten Baurecht andere gesetzliche Rahmenbedingungen“, sagt Schweitzer. „Wir müssen nur für Sanitäreinrichtungen, Küchen und andere Raumzuschnitte sorgen.“

Die neuen Flüchtlingsunterkünfte werden eher außerhalb der City und der HafenCity entstehen, weil es dort kaum geeignete Flächen gibt. Dagegen existieren in Bahrenfeld rund 30.000 Quadratmeter leere Büroflächen in der von der Stadt in Betracht gezogenen Ausstattungsqualität B (durchschnittlich) und C (veraltet). In den Teilmärkten St. Georg, Eppendorf, Harvestehude, Rotherbaum sind es noch 25.000, in Wandsbek 45.000 Quadratmeter. Eher gering sind die verfügbaren Flächen in der City Nord mit 11.000 Quadratmetern. Leer steht dort auch die Post-Pyramide mit 35.000 Quadratmetern. Das Gebäude ist so veraltet, dass es nicht einmal im Leerstand auftaucht. Dennoch hat die Stadt es geprüft. Alle Optionen kommen offenbar auf den Prüfstand.

Seite 2 Leitartikel Seite 6 Bericht