Bei der Trauerfeier von Apple-Gründer Steve Jobs wurde ein Buch an jeden der 800 Gäste verteilt: die „Autobiografie eines Yogi“ von Paramahansa Yogananda – das einzige Buch, das Jobs auf seinem iPad hatte. Auch George Harrison und Ravi Shankar gehörten zu den Anhängern des Hindu-Meisters (1893– 1952) , der in den 1920er-Jahren Yoga und Meditation von Indien nach Amerika brachte und das Self Realization Fellowship gründete. Eine spirituelle Organisation, deren Mitglieder vor allem durch meditative Übungen Erleuchtung anstreben.

Yoganandas Botschaft, Gott sei nichts Äußerliches, sondern in jedem Menschen, war radikal, als er 1920 erstmals in die USA kam. Ein Land, dessen Materialismus ihn irritierte und an dessen Alltag er sich erst gewöhnen musste. Eine der zahlreichen schönen Anekdoten in dieser Dokumentation erzählt davon, wie der junge Mann mit den wallenden langen Haaren erstmals von „Hot Dogs“ hörte und sich wunderte, dass Amerikaner Hunde essen.

Überhaupt ist „Awake“ eine gelungene Mischung aus Biografie und Zeitbild, die etwa den Rassismus im Amerika der 20- und 30er-Jahre, den Zweiten Weltkrieg und den Abwurf der Atombombe thematisiert und zu Yoganandas Weg im Westen in Beziehung setzt. Jede Menge Archivmaterial haben die Regisseurinnen Paola di Florio und Lisa Leeman für ihren Film zusammengetragen, darunter Aufnahmen einer Begegnung zwischen dem Meister und der italienischen Koloratursopranistin Amelita Galli-Curci, die erklärt, wie sehr sich ihr Leben durch Yoganandas Lehren verändert habe.

Immer wieder kommen Weggefährten und Zeitzeugen zu Wort, kurze Spielszenen illustrieren einzelne biografische Abschnitte. Und bei allem wird deutlich, dass Yoganandas zutiefst humanistische Botschaft eine universelle war, dass Religionen im herkömmlichen, oft abgrenzenden Sinne für ihn keine Rolle spielten. Welche Bedeutung seine Lehren heute noch haben, wie groß seine Anhängerschaft ist, wird in den letzten Minuten deutlich, wenn Zentren und Meditationsgruppen in Ländern wie Brasilien, Russland und Deutschland zu sehen sind.

„Awake – Das Leben des Yogananda“ USA 2014, 87 Minuten, o. A., R: Lisa Leeman, Paola Di Florio, im Abaton; www.mindjazz-pictures.de