Jawohl, in „Kill The Messenger“ ist mal wieder ein Journalist einer Geschichte auf der Spur, von der es in gewissen Kreisen heißt, sie sei „zu wahr, um erzählt zu werden.“ Dieses Mal geht sie zurück in die 80er-Jahre, als die USA paramilitärische Contras unterstützten, um die linksgerichtete Regierung Nicaraguas zu stürzen. Dazu dienten nicht nur Erlöse aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran. Die CIA half auch den Drogenkartellen, die auf der Seite der Contras standen, beim umfangreichen Export von Kokain ins eigene Land – was die Crack-Welle lostrat, die danach von Los Angeles aus das ganze Land überschwemmen sollte.

Völlig unbekannt ist dieser Skandal Mitte der 90er-Jahre nicht. Doch als dem Lokaljournalisten Gary Webb (Jeremy Renner) neue Zeugen zugespielt werden und er beginnt, für eine umfangreiche Artikelserie über das Thema zu recherchieren, ruft das umgehend die CIA auf den Plan. Webb lässt sich nicht einschüchtern. Er riskiert die Sicherheit seiner Familie, ruiniert seine Karriere, aber: Er macht seine Geschichte unter dem Titel „Dark Alliance“ öffentlich und verändert wenigstens ein Stück weit die Welt. Das Kino liebt diese Geschichten.

„Homeland“-Regisseur Michael Cuesta macht die Historie des Stoffs spürbar

Schade nur, dass der üblichen Dramaturgie dieses Genres hier kaum überraschende Spannungselemente hinzugefügt werden. Aber vieles gelingt auch. Renner etwa, der Bogenschütze aus den „Avengers“-Filmen, spielt Webb überzeugend, als getriebenen, manchmal etwas eitlen, aber ungebrochenen, ehrgeizigen Mann. Regisseur Michael Cuesta, der zuletzt unter anderem als Regisseur und Produzent der angesagten Serie „Homeland“ beschäftigt war, versteht es geschickt, das historische Schwergewicht und die Bezüge zur Gegenwart dieser Geschichte spürbar zu machen.

Im Vorspann sind Ausschnitte aus TV-Auftritten der US-Präsidenten Nixon, Carter und Reagan zu sehen, in denen der „Krieg gegen die Drogen“ beschworen wird. Diese Lippenbekenntnisse wirken wie Hohn angesichts dessen, was „Kill The Messenger“ erzählt. Auch wenn der Film sein Potenzial nicht ausschöpft, einen lohnenswerten Einstieg ins Thema bietet er allemal.

„Kill The Messenger“ USA 2014, 112 Min.,
ab 12 J., R: Michael Cuesta, D: Jeremy Renner, Rosemarie DeWitt, Andy Garcia, Oliver Platt, täglich im Cinemaxx Harburg, Savoy, UCI Mundsburg