Musik allein kann die Welt nicht verändern, aber sie kann Bewusstsein schaffen und mobilisieren. Ein Kommentar.

Als im März 2009 der FC Hansa Rostock am Millerntor spielte, wurde der rechtsradikale Teil der Hansa-Fans vor dem Anpfiff mit zwei Songs begrüßt: dem versöhnlichen „All You Need Is Love“ der Beatles und der Anti-Nazi-Nummer „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten. Ob es daran lag, dass der FC St. Pauli nach 0:2-Rückstand noch 3:2 gewann?

Musik allein kann die Welt nicht verändern, aber sie kann Bewusstsein schaffen und mobilisieren. In diesen Tagen, da mancherorts der rassistische Mob tobt, keine kleine Sache. Und so ist es natürlich ganz wunderbar, dass die Initiative eines Musiklehrers aus Niedersachsen so große Unterstützung findet. Der hatte am Donnerstag die „Aktion Arschloch“ ins Leben gerufen. Ziel: „Schrei nach Liebe“ nach 22 Jahren wieder in die Charts bringen, um so ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Tatsächlich ist die Psychoanalyse der Ärzte ja immer noch aktuell: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe. Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit. Du hast nie gelernt, dich zu artikulieren. Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit.“

Die weit überwiegende Mehrheit in Deutschland sieht das wohl so, der Song steht aktuell auf Platz eins der Download-Charts, wird wieder im Radio gespielt und hilft auch ganz konkret einer guten Sache: Die Ärzte haben erklärt, sämtliche Einnahmen – auch die Gema-Gebühren – an Pro Asyl zu spenden. Starke Aktion!