Essen.

Dank bekommt Jörg Benner selten in seinem Beruf. Der 55-Jährige fährt Straßenbahn, sitzt seit 1982 am Steuer für die Essener Verkehrs-AG. Jetzt allerdings wurde der Essener von seinen Fahrgästen gefeiert – als Lebensretter.

11.53 Uhr, Dienstag. Fahrgastnotruf. Aus dem Fahrgastraum hört Jörg Benner panische Hilfeschreie. Weiter hinten im Zug hält eine 25-jährige Essenerin weinend ihre zweijährige Tochter im Arm. Das Mädchen ist bewusstlos und bereits blau angelaufen. Benner stoppt die Bahn, eilt zur Hilfe.

Lob für Entschlossenheit

Auf dem Weg in den hinteren Waggon schickt er alle Passagiere raus auf den Bahnsteig und lässt einen Fahrgast das Notsignal senden. Später bekommt er sowohl von der Mutter als auch von den weiteren Fahrgästen und hauptamtlichen Rettern viel Lob für seine Entschlossenheit. Benner selbst sagt: „Ich hab’ einfach nur funktioniert.“

Als Benner „festgestellt hatte, dass die Kleine nicht mehr atmet und ­keinen Puls hat“, schnappte sich der Uniformierte das Kind und ließ die Mutter fortführen. Auf einer Sitzbank spendet er der kleinen Sophie vor­sichtig Atem. Das Kleinkind hat einen Krampfanfall, ist geschwächt nach einem Magen-Darm-Infekt. Herz­massage, wieder Beatmung. Schließlich öffnet Sophie ihre Augen. „Das Schönste war, als die Kleine plötzlich zu weinen begann“, erzählt Benner. Schon gestern ging es Sophie wieder gut, heute soll sie das Krankenhaus verlassen dürfen.

Nicht das erste Mal Schutzengel

Nicht nur auf dem Bahnsteig, auch im Internet wird Jörg Benner als Held gefeiert. Davon erfuhr er allerdings erst, als Kollegen ihm erzählten, dass sich dort auch seine eigene Tochter (14) stolz zu Wort gemeldet hat: „Das war mein Papa!“

Er selbst bleibt bescheiden. Dass er bereits im vergangenen Dezember im Dienst einen Menschen rettete, einen Autofahrer vor dem Tod durch Herzinfarkt bewahrte, erwähnt er beiläufig. Immerhin ein bisschen bewegt war er dann doch durch den Applaus der rund 80 Passagiere in der Bahn: „Da hab’ ich eine Gänsehaut und feuchte Augen bekommen.“