North Dakota .

Mandy Stephens, 32, wollte endlich ein Baby. Aber sie wurde und wurde nicht schwanger. Als es dann klappte, erlitt sie im sechsten Monat eine Fehlgeburt. Der zweite Schock folgte, als die Ärzte ihr sagten, sie dürfe keine Kinder mehr bekommen. Jetzt ist Mandy Stephens Mutter geworden. Überglücklich hält sie ihre kleine Tochter im Arm. Der Weg dahin war mehr als ungewöhnlich: Denn ausgetragen wurde das Kind von ihrer eigenen Mutter, Sherri Dickson aus North Dakota.

Sie ist bereits 51 Jahre alt. Aber sie sei in Topform, haben ihr die Ärzte gesagt, als sie sich zur Leihmutterschaft vorstellte. Dass sie die Nervenerkrankung Multiple Sklerose hat, stellte zunächst ein Problem dar. Der Wunsch, der Tochter zu helfen, war deutlich größer als der Gedanke, dass die Krankheit die Schwangerschaft beeinträchtigen könnte. Und Sherri wurde positiv überrascht: Die Hormone, die über die Mutterschaft ausgeschüttet wurden, wirkten sich vor allem am Ende der Schwangerschaft positiv aus. Die Krankheitsschübe wurden weniger, sagt die Mutter, die eigentlich die Oma ist. „Eine Geburt mit 51 Jahren ist anstrengender als mit 33. Doch es macht mir nichts aus“, so Dickson in einem Interview. Sie habe es nicht aushalten können, wie ihre Tochter unter der Kinderlosigkeit und der Fehlgeburt litt. „Dem eigenen Kind dabei zuzusehen, wie es ein Kind verliert, ist der Inbegriff von Traurigkeit.“

Die Nachbarn warfen der Leihmutter hämische Blicke zu

Medizinisch gesehen waren die neun Monate ein voller Erfolg. Probleme machten vor allem die Nachbarn. Es gab hämische Blicke, und selbst Freunde machten sich rar. „Ich wollte mir schon ein T-Shirt drucken lassen mit der Aufschrift: ‚Beruhigt euch! Ist nicht meins!‘“, sagt Mutter Dickson.

Das, was für die jung gebliebene Sherri ein Projekt der Mutterliebe war, erzeugt bei anderen oft Störgefühle. „Mutter bringt eigenes Enkelkind auf die Welt“ – das klingt nach verkehrter Welt, nach bizarrer Überlistung der Natur. Dabei ist die künstliche Befruchtung, auf die viele kinderlose Paare setzen, auch weit entfernt von den Gesetzen der Natur. Die Leihmutterschaft aber ist hierzulande verboten, dafür boomt die Reproduktionsmedizin. Seit 1997 wurden in Deutschland mehr als 200.000 Kinder mithilfe künstlicher Befruchtung geboren.

Unfruchtbarkeit ist längst nicht nur eine Sache der Frau – in mindestens 30 bis 40 Prozent der Fällen liegt es an den Männern und der schlechten Spermaqualität. Nicht selten kommt beides zusammen. Spezialisten sprechen von zehn bis 15 Prozent.

Welche Last die ungewollte Kinderlosigkeit bedeutet, davon erzählen Reproduktionsmediziner immer wieder. Auch davon, dass sie auf ihrem Schreibtisch Berge von Taschentüchern lagern. Denn geweint wird immer. Leihmütter sind oft die letzte Chance – wer es sich leisten kann, fährt in die USA oder nach Osteuropa, trotz oft unklarer Rechtslage.

Dass Mütter für ihre Töchter Kinder kriegen, kommt in den USA immer wieder vor: Vor einem Jahr etwa wurde Julia Navarro Oma – ihr Enkelkind hat sie selbst zur Welt gebracht. Navarros Tochter konnte nicht schwanger werden. Eine Freundin und eine Schwester sagten zunächst zu, sprangen dann aber wieder ab. „Als Familie müssen wir einander helfen“, so die Großmutter und Mutter Navarro.

Und auch die Amerikanerin Kristine Casey war schon 61 Jahre alt, als sie für ihre Tochter einen Sohn gebar. Der kleine Finnean kam per Kaiserschnitt zur Welt. In beiden Fällen hatten die Ärzte vor gesundheitlichen Risiken der Spätgebärenden gewarnt – doch in beiden Fällen ging alles glatt.