Jedem zweiten Stadtbewohner ist es draußen viel zu laut. Aber unser Forschungsministerium hat da eine Idee.

Man muss schon sehr genau hinhören. Zumindest möchte man es oft, aber manchmal geht es eben nicht, weil einfach zu viele Geräusche in der Gegend herumschwirren. Das kann sogar krank machen, deshalb wundert es auch nicht, dass fast die Hälfte der Stadtbewohner sich mehr Ruhe wünscht.

Und wo nerven die Geräusche? Am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr und zu Hause, ermittelte eine Forsa-Umfrage für das manchmal bis zur Unscheinbarkeit stille Forschungsministerium (BMBF). Natürlich sind im Büro die Kollegen mit dem harten Tastaturanschlag, Boliden mit voluminöser Car-Hifi in engen Häuserschluchten oder Feuer röhrende Hausdrachen Faktoren, die die meditative Ruhe stören können. Weil man das schon erkannt hat, gibt es am Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof ja auch einen Raum der Stille. Hier kann man das Bremsquietschen der S-Bahnen und ICEs, das Gestöhne über deren Verspätung oder die schrillen Pfiffe vor der Abfahrt vergessen. Um ähnlich beruhigende Wirkungen zu erzielen, trinken wir in der Redaktion ja auch nur stilles Wasser.

Dass es auf dem Lande ruhiger zugeht, ist übrigens ein Klischee, auch dort herrscht nicht die reine Idylle. Es klingt nicht schön, wenn Kühe das Gras zum Wiederkäuen hochrülpsen, Lanz- Bulldog-Trecker mit ihren Kult-kult-kult-Motorgeräuschen die Stille zerreißen oder die Abschlaggeräusche der Golfspieler das Trommelfell auf eine harte Probe stellen.

Es ist alles eine Frage der Perspektive, wie man auch den Torjubel der eigenen Fußballmannschaft ganz anders aufnimmt als den des gegnerischen Teams. Weil das so ist, hat das BMBF die Aktion „Stadtklang“ gestartet, bei dem man Geräusche, die einem besonders gut gefallen, die irgendwie typisch sind oder einem auf den Geist gehen, online auf eine Klangkarte laden kann. Jeder soll sich seinen eigenen urbanen Klangteppich knüpfen. Man sollte sie nur abspielen, wenn es die Mitmenschen nicht zum Hörsturz bringt. In China weiß man: Im Herzen des Taifuns könnte auch ein Kind schlafen. Ach, hör doch auf! Mache ich.