Die Swingle Singerserinnern mit „Originals“ an ihre erstaunliche Karriere

Es war einmal in Paris, vor mehr als 50 Jahren. Acht tapfere Background­sängerlein verdienten damals ihren ­Lebensunterhalt als vokale Begleiter von Stars wie Charles Aznavour und Edith Piaf. Eines schönen Tages trällerte sich die Gruppe nur mal so zum Aufwärmen durch die Noten des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach. Hui, klang das schön! Und so dachte man, fein, dann nehmen wir doch zum Spaß eine Langspielplatte für Freunde und Verwandte auf und nennen sie „Jazz Sébastien Bach“.

So beginnt das wahre Märchen vom Erfolg der Swingle Singers, die jetzt, beim SHMF, nach langer Zeit endlich wieder einmal in Hamburg zu erleben sind. Die eigentlich nur für private ­Zwecke produzierte Schallplatte kursierte auch unter Radiomachern und machte das Ensemble einem breiten Publikum ­bekannt. Unter Leitung des im Januar verstorbenen Arrangeurs und Komponisten Ward Swingle – der die Gruppe 1973 in London mit englischen Sängern neu belebte – wurden die Swingle Singers von unauffälligen Backgroundsängern zu einer der beliebtesten und ­erfolgreichsten A-cappella-Bands der Welt.

Die verjazzten Klassik-Arrangements – wie auf dem Album „Bach’s Greatest Hits“ – waren und sind das Markenzeichen des Ensembles, das sein Repertoire jedoch im Laufe der Zeit immer mehr erweitert hat. So schrieb der Komponist Luciano Berio seine „Sinfonia für acht Stimmen und Orchester“ für die Swingle Singers und das New York Philharmonic; die Gruppe hat mit dem Modern Jazz Quartet gegroovt und Pop-Songs von Interpreten wie Björk, Annie Lennox oder den Beatles gecovert.

Der Swingle-Sound ist auf mehr als 40 Tonträgern dokumentiert, er prägte Filmmusiken zu Fernsehserien wie „Sex and the City“, „Miami Vice“ oder „West Wing“ und bescherte dem Ensemble nicht weniger als fünf Grammys.

Im Laufe seines Bestehens hat es viele personelle Wechsel erlebt und sich vor vier Jahren von acht auf sieben Stimmen verschlankt. Der Geist der Gruppe blieb davon aber unberührt. Weil er nicht gestorben ist, lebt er bis heute. Das demonstrieren die Swingle Singers mit ihrem aktuellen Programm „Originals“, das neu geschriebene Songs und Höhepunkte aus der 50-jährigen Geschichte vereint.

Swingle Singers 29.7., 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 39,- unter T. 0431/23 70 70