Woher stammt eingentlich die Behauptung, schwarzer Humor sei eine englische Eigenschaft? Auf diesem Sektor haben längst die Dänen die Nasen vorn. Der Kinofilm „Men & Chicken“ von Anders Thomas Jensen ist geradezu das Musterbeispiel einer raben-, ja pechschwarzen Komödie.

Es ist, zunächst einmal, der Film zweier ziemlich ungleicher Brüder. Da ist Gabriel (David Dencik), ein hochintelligenter Professor für Evolutionspsychologie (mit allerdings unschönem, regelmäßig auftretendem Würgereiz), und da ist der grenzdebile Elias (Mads Mikkelsen), ein Nichtsnutz mit dem Verhaltensmuster eines Fünfjährigen, wenn er nicht alle halbe Stunde für seine Zwangsmasturbationen verschwindet. Gabriel, keine Frage, schämt sich für seinen Bruder, er würde auch gern behaupten, dass sie nicht verwandt sein könnten. Wäre da nicht die Hasenscharte, die ihnen beiden geradezu aus dem Gesicht springt und sie wirklich einander zugehörig stempelt. Aber als ihr Vater stirbt, hinterlässt er ihnen ein ­Halb­brüder ­Video, auf dem er bekundet, nicht der leibliche Vater zu sein. Insofern hat Gabriel wenigstens halbwegs recht: Sie sind nur Halbbrüder. Und machen sich nun auf den Weg zu einer entlegenen, öden, von lediglich 41 Seelen bewohnten Insel, auf der ihr wahrer Vater in inzwischen methusalemischem Alter hausen soll.

Sie landen auf einem verwahrlosten Anwesen, das von drei ebenfalls recht debilen und ebenfalls mit Hasenscharten, aber auch anderen Verunstaltungen gezeichneten Männern misstrauisch bewacht werden. Ganz offensichtlich weitere Halbbrüder, alle von einer anderen Mutter gezeugt, alle sozial auffällig und sozial inkompatibel, geben sie sich doch lieber mit allerlei Getier natürlicher und ausgestopfter Art als mit Menschen ab und erweisen sich auch untereinander als höchst gewaltbereit.

Während Gabriel die Insel so schnell wie möglich wieder verlassen möchte, macht sich Elias schnell gemein mit der neuen Verwandtschaft. Und zwingt Gabriel ebenfalls zum Bleiben. Der aber ist nicht umsonst Evolutionspsychologe. Und will den vielen Rätseln des Hofes auf den Grund gehen. Warum die Brüder offensichtliche Gendefekte haben und auch die Hühner im Hof zum Teil recht merkwürdige Beine haben. Und warum man den eigenen Vater vor der Umwelt versteckt?

Eine Komödie über Identität, bei der die Spurensuche nicht nur familiäre, sondern auch genmanipulatorische Wurzeln offenbart. Und das verfallene Haus nicht nur viele Geheimnisse, sondern auch echte Leichen im Keller birgt.

„Men & Chicken“ DK/D 2014, 104 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Anders Thomas Jensen, Darsteller: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, David Dencik, täglich im Abaton, Studio-Kino, UCI Mundsburg, Zeise