Reinbek. Gefährliche Kreuzung in Reinbek umgebaut – Prozess gegen den Lkw-Fahrer beginnt

„Wir haben sehr viel erreicht, mehr als viele gedacht hätten“, sagt Maren Mäckel. Es sind die Worte einer Mutter, die vor rund einem Jahr ihre Tochter bei einem Unfall im Reinbeker Stadtteil Schönningstedt verloren hat und sich seitdem mit ihrem Mann dafür einsetzt, dass anderen Eltern dieser Schmerz erspart bleibt.

Es ist Mittwoch, der 14. Mai 2014. Die zehn Jahre alte Sarah ist nach Schulschluss mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zu ihrer Großmutter. Als sie an der Fußgängerampel an der Kreuzung Schönningstedter Straße/Sachsenwaldstraße wartet, verliert plötzlich ein Lastwagenfahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und rast gegen den Ampelmast, der das Mädchen trifft. Zwei Tage nach dem Unfall stirbt Sarah im Krankenhaus. Ihre Verletzungen waren zu schwer.

Ein Dekra-Gutachter kommt später zu dem Ergebnis, dass der Lkw-Fahrer zu schnell unterwegs war. Hätte er sich an das Tempolimit gehalten, hätte er einen Zusammenstoß mit dem Kind verhindern können.

Sarahs Eltern setzten sich dafür ein, die Kreuzung sicherer zu machen

„Für uns war schon im Krankenhaus klar, dass sich an dieser Kreuzung etwas ändern muss“, sagt Maren Mäckel. Deswegen baten die Eltern bereits bei der Beerdigung der kleinen Sarah, statt Blumen zu schenken für einen sicheren Schulweg zu spenden. Rund 11.000 Euro sind dabei zusammengekommen. Ferner trafen sich die Eltern gut ein Jahr lang regelmäßig im Reinbeker Rathaus, um mit den zuständigen Verwaltungsmitarbeitern und der Polizei über Maßnahmen zu sprechen, wie man die Kreuzung sicherer machen kann. „Seitdem hat sich einiges getan“, sagt Eggert Werk, Chef der Reinbeker Polizei. Das Ortseingangsschild ist um 150 Meter versetzt worden. „Dieses stand zu weit weg von der Bebauung. Autofahrer, die aus Richtung Aumühle kamen, nahmen dieses zuvor nicht richtig wahr, weil links und rechts nur Felder waren“, sagt Werk.

Neben diesem Schild wurden auch Verkehrsschilder aufgestellt, die auf einen Schulweg hinweisen. „Die wohl wichtigste Änderung ist jedoch, dass der Ampelmast um rund einen Meter von der Straße weg versetzt wurde“, sagt Eggert Werk. Die Kinder stehen jetzt nicht mehr direkt an der Fahrbahn, um den Knopf an der Fußgängerampel zu drücken. Der Polizist geht davon aus, dass Sarah dies zum Verhängnis geworden ist und zeigt auf die tiefen Spurrillen, die selbst heute noch auf dem Grünstreifen zu erkennen sind. „Stünde damals der Ampelmast einen Meter weiter weg von der Straße, hätte der Lkw-Fahrer diesen nicht getroffen“, so Werk. Ferner stehen heute auch Leitpfosten in der leichten Kurve kurz vor der Kreuzung.

„Die Zusammenarbeit war sehr gut“, sagt auch Maren Mäckel: „Ich finde es auch gut, dass auf der Sachsenwaldstraße jetzt außerorts durchgehend nur noch Tempo 70 erlaubt ist“, sagt Mäckel. Die 11.000 Euro Spenden sollen in drei Geschwindigkeitstafeln investiert werden. „Zwei Tafeln stehen bereits an der Kreuzung und zeigen den Autofahrern an, wie schnell sie unterwegs sind“, so Mäckel. Gut finden Maren und Holger Mäckel auch, dass auf der Dorfstraße, wo der Schulweg kreuzt, jetzt auch Tempo 30 gilt.

Eine weitere Maßnahme ist noch in Planung. Kurz hinter dem Ortseingangschild aus Richtung Aumühle soll eine Verkehrsinsel gebaut werden. „Heute ist dort eine gestreifte Fläche“, erklärt Eggert Werk: „Eine Verkehrsinsel würde die Fahrbahnen verengen und somit die Autofahrer zum Bremsen zwingen.“ Ferner sollen sogenannte Baumtore, die links und rechts an der Fahrbahn stehen, die Straße bei der Verkehrsinsel optisch verengen.

Im November will die Familie noch einmal zu einer Auswertung ins Rathaus kommen. „All die Maßnahmen die umgesetzt wurden, trösten uns zwar nicht, sie geben uns aber das Gefühl, dass ein Unfall in dieser Form nicht mehr an der Kreuzung passieren kann“, so die Mutter. Auch sei die Familie noch weit von der Normalität entfernt. „Jemand hat ein Stück aus unserer Familie herausgebrochen“, sagt Mäckel. Am 29. Juni beginnt vor dem Amtsgericht in Reinbek der Prozess gegen den Unfallfahrer.