Wedel. Erhöhung der Mitgliedsbeiträge steht auf der Kippe. Vorsitzender ringt um Lösung und um Vorstandspersonal

Kurzzeitig hatte Jürgen Brenker überlegt, seinen Posten als Chef des größten Wedeler Sportvereins während der heutigen Vereinsratssitzung zur Verfügung zu stellen. Brenker kämpft derzeit an vielen Fronten. Zu vielen. Mit dem Rückzug von Sven Hannemann aus beruflichen Gründen hat der TSV seinen ehrenamtlichen Leiter über die Finanzen verloren. Brenker verlor gleichzeitig jemanden, auf den er sich in den vergangenen Jahren bei der Vorstandsarbeit verlassen konnte. „Ein Vertrauer mit großer Fachkenntnis“, wie Brenker sagt. Schlange standen die Nachfolger für Hannemanns Job bei Brenker nicht. Im Gegenteil.

Finanzposten vakant: Es droht ein Notvorstand

Während der Jahreshauptversammlung im März fand sich niemand für die wichtige Aufgabe. Auch andere ehrenamtliche Jobs im Vorstand des etwa 3000 Mitglieder starken Sportvereins blieben frei. Und das trotz eines vorherigen deutlichen Appells an die Mitglieder, sich zu engagieren. Brenker kann die Zurückhaltung sogar verstehen. „Der geschäftsführende Vorstand haftet mit seinem eigenen Vermögen. Es wundert, dass sich überhaupt Freiwillige finden, die das machen wollen“, sagt Brenker. Hinzu kommt auch die rechtliche Haftung, wenn auf den Sportplätzen etwas passiert. „Diese Verantwortung wollen viele nicht übernehmen.“ Das Problem: Übernimmt sie keiner und bleiben Vorstandsposten unbesetzt, dann droht dem Verein ein Notvorstand. Den bestimmt das Amtsgericht. Die Uhr tickt. Eine Lösung muss innerhalb von drei Monaten her. Brenker scheint sie gefunden zu haben.

Am Donnerstag will er sie dem Vereinsrat präsentieren. Dieser muss seiner nicht ganz unproblematischen Idee zustimmen. Denn mit Sven Behrendt hat sich zwar ein Freiwilliger gefunden, der dem TSV verbunden, allerdings kein Vereinsmitglied ist. Er müsste schnellstmöglich zu einem werden, dafür braucht es den Segen des Rates. Dann könnte er kommissarisch bis zur nächsten geplanten Mitgliederversammlung im Herbst die Finanzen des Wedeler TSV regeln.

Verein ächzt unter den Kürzungen der Stadt

Um die steht es schlecht. Der Verein ächzt unter den Kürzungen von Fördermitteln und Zuschüssen durch die Stadt um 30 Prozent. Allein in diesem Jahr fielen durch den Sparkurs laut Brenker 10.000 Euro weg. Weitere städtische Kürzungsrunden werfen bereits ihre Schatten voraus. Das Loch wollte der TSV durch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge stopfen. Etwa 15.000 Euro Mehreinnahmen versprach sich der Vorstand von der dritten Erhöhung in drei Jahren. Während der Jahreshauptversammlung fand sich auch eine nötige Mehrheit der Mitglieder, die für die Erhöhung von elf auf zwölf Euro pro Monat für Erwachsene, sieben statt bislang sechs Euro für Kinder und Jugendliche sowie bis zu zwei Euro mehr für Familien stimmte. Trotzdem steht die Beitragserhöhung jetzt auf der Kippe.

„Sie wird torpediert“, sagt Brenker wütend. Laut dem Vereinschef hat ein TSV-Mitglied der geplanten Erhöhung zum 1. Juli nach der Mitgliederversammlung aus formalen Gründen widersprochen. Dieser moniert, dass der nötige vorherige Vereinsratsbeschluss nicht schriftlich fixiert wurde. Das fordert aber die Satzung. Alles auf Anfang, ein neuer Beschluss einer weiteren Mitgliederversammlung? Brenker will das umgehen. Aus seiner Sicht fehlt dem TSV die Zeit dafür, sich mit sich selbst zu beschäftigen. „Es stehen dringende Sanierungen und Renovierungen an. Wir brauchen das Geld“, so Brenker. Er hofft auch in diesem Punkt auf Unterstützung des Vereinsrates, der heute aufgrund der schwierigen finanziellen Situation des Vereins eine Beitragserhöhung erzwingen kann – und zwar dann bereits zum 1. Mai.

Während es also heute Abend in vielerlei Hinsicht um die Zukunft des größten Wedeler Sportvereins geht, steht die von Brenker fest. Er will, wenn irgend möglich, noch seine Amtszeit bis März 2016 beenden. Danach ist für ihn Schluss. Denn es gibt eine Liebe, die über die zu seinem Sportverein geht: Seit 43 Jahren ist der 72-Jährige glücklich verheiratet. Doch vor sechs Jahren ereilte das Paar ein schwerer Schicksalsschlag. Bei seiner zehn Jahre jüngeren Frau wurde Demenz diagnostiziert. Ihr Zustand habe sich immer weiter verschlechtert, so Brenker, der relativ offen mit dem Thema umgeht. Das hat einen Grund. „Ich will kein Mitleid, aber Verständnis. Wenn Menschen wissen, dass sie Demenz hat, reagieren sie anders“, weiß er. Trotz mancher Hilfe von außen zerrt die Doppelbelastung an Brenkers Kräften. Müsste er morgen wählen, ist für ihn klar: „Meine Frau steht vor dem TSV.“