Hamburg . 755 Schüler haben ihre Schule ohne Abschluss verlassen. Mit 188.818 ist die Gesamtzahl der Schüler erneut gestiegen – auch wegen Flüchtlingskindern.

Die Zahl der Schulabbrecher in Hamburg ist im vergangenen Schuljahr auf einen historischen Tiefstwert gesunken. Insgesamt hätten 755 Jugendliche ihre Schule ohne einen Abschluss verlassen. Das entspreche einer Quote von 4,8 Prozent, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag bei der Präsentation der jährlichen Schulstatistik. „Das ist die geringste Zahl, die wir in unserer Erinnerung bisher gemessen haben.“ Im Jahr 2000 habe die Quote noch bei fast zwölf Prozent gelegen.

Die Zahl der Schüler insgesamt habe sich im laufenden Schuljahr 2014/2015 im Vergleich zum Vorjahr um 1484 erneut erhöht und liege nun bei 188 818. Gestiegen sei vor allem die Zahl der Erstklässler (15 761, plus 434). Grund für die höhere Schülerzahl sei unter anderem die Zunahme von Flüchtlingskindern und Kindern von Zuwanderern, die zunächst in speziellen Klassen ein Jahr auf den Regelschulbetrieb vorbereitet würden. Deren Zahl sei seit dem Schuljahr 2012/2013 um rund ein Drittel auf 2247 zu Beginn dieses Schuljahres gestiegen. Bis Mitte März seien noch einmal gut 900 hinzugekommen.

Etwa 40 Prozent aller Schüler haben einen Migrationshintergrund - das heißt, entweder sind sie selbst oder aber mindestens ein Elternteil im Ausland geboren, wie Rabe sagte. Aufgeteilt in die einzelnen Schulformen haben 34 Prozent aller Gymnasiasten, 42 Prozent aller Stadtteilschüler und 45 Prozent aller Grundschüler ausländische Wurzeln. „Damit ist Hamburg das Bundesland, das mit Abstand führt“, sagte Rabe. Das Bemerkenswerteste dabei sei jedoch, „dass man es nicht merkt“.

Erfreut zeigte sich Rabe auch über die Entwicklung bei den Ganztagsschulen. So gebe es inzwischen in allen 60 Gymnasien und 59 Stadtteilschulen entsprechende Angebote. Und von den 190 Grundschulen fehle nur noch eine, so dass spätestens im kommenden Schuljahr alle allgemeinbildenden Schulen in Hamburg ein Ganztagsangebot vorweisen könnten. Bei den Grund- und Stadtteilschulen werde das Angebot inzwischen von 77 Prozent aller Schüler genutzt. Im Vorjahr seien es noch 70 Prozent gewesen.

An den Klassengrößen habe sich im Vergleich zum Vorjahr so gut wie nichts geändert. Sie lägen im Schnitt bei den Grundschulen bei 20,2 Schülern, bei den Stadtteilschulen bei 23,4 und an den Gymnasien bei 26. Mit Blick auf das kommende Schuljahr sagte Rabe, dass 96,5 Prozent aller neuen 13 541 Erstklässler an ihrer Wunschschule eingeschult würden. Im Vorjahr seien dies 95,8 Prozent gewesen.

Die FDP-Bildungsexpertin Anna von Treuenfels warnte unter anderem vor einer weiter steigenden Abiturientenzahl. Mit 8500 machten die potenziellen Hochschüler bereits mehr als die Hälfte aller Schulabgänger aus. „Die Aufwertung der mittleren Bildungsabschlüsse sollte das Ziel moderner Bildungspolitik sein, nicht ein Abitur für alle.“ Dafür aber unternehme Rabe bisher viel zu wenig.