Es gärt und brodelt in der vermeintlich heilen Welt der Volksmusik. Denn Andy Borg, seit 2006 als Nachfolger vom Karl Moik Gastgeber der ARD-Schunkelshow „Musikantenstadl“, wird im Juni einer Verjüngungskur geopfert werden. Mit 54 Jahren soll er zu alt sein, um in den Stadthallen von Riesa, Oberwart und Linz zwischen mundgebissenen Kulissen und kariert gedeckten Tischreihen „die Sorgen wegzusperren und der Musi zuzuhören“, wie er singt. Zu alt für Volksmusik mit 54 Jahren, so weit ist es gekommen.

Der Bayerische Rundfunk plant mit einem – kein Witz – „Stadl 2.0“, um dem Quotenrückgang zu begegnen. Sahen vor 20 Jahren noch 7,5 Millionen TV-Zuschauer hin, so sind es jetzt nur noch die Hälfte. Das Volk schaut lieber die „Helene Fischer Show“ im ZDF, die ist irgendwie bunter, heiterer, poppiger und wird von einer 30-Jährigen präsentiert, die vielleicht nicht so kumpelig wirkt wie Andy Borg, aber ganz eindeutig einen besseren Friseur hat.

Borg soll also weg. Nur, wer kommt für ihn? „Alpen-Elvis“ Andreas Gabalier, 30, will nicht. DSDS-Sternchen Beatrice Egli, 26, bekommt ihre eigene Show im – die nun wieder – ZDF. Florian Silbereisen, 33, Maxi Arland, 33, oder Stefanie Hertel, 35, sind bereits „alle zu alt“, wie Andy Borg unkte, „vielleicht ist der noch gar nicht geboren.“ Am Ende wird es sicher doch wieder Helene Fischer, das blonde Schwarze Loch, das TV-Zuschauer, Konzertkartenkäufer und CD-Kunden noch aus den entferntesten Ecken (Riesa, Oberwart, Linz) anzieht und verschlingt.

Der moderne, kaum noch volkstümliche Schlager hat jedenfalls ein Riesenpublikum, der biedere, nach verrauchten Lodenjoppen und unter Folie schwitzenden Leberkäsebrötchen müffelnde „Musikantenstadl“ hingegen verliert den Anschluss. Mal sehen, welcher jüngere Moderator den Stadl bis zu seiner endgültigen Einstellung verwaltet. Markus Lanz, übernehmen Sie. 45 ist doch kein Alter!