Kuala Lumpur. Fast ein Jahr nach dem spurlosen Verschwinden von MH370 sollen Flüge über menschenleere Gebiete strenger überwacht werden.

Flugzeuge in der Luft sollen auch auf langen Distanzen über menschenleeren Gegenden lückenlos überwacht werden. Das ist eine der Konsequenzen, die die Luftfahrtbranche aus dem mysteriösen Verschwinden von Flug MH370 zieht.

„Der Fall hat ein Schlaglicht darauf geworfen, wie schwierig es ist, vermisste Flugzeuge zu orten“, sagte der Generaldirektor des Luftfahrtverbands Asien-Pazifik AAPA, Andrew Herdman, der Nachrichtenagentur dpa. „Wir müssen uns nur davor hüten, die normale Flugüberwachung mit Daten so zu überlasten, dass es die Sicherheit der 30 Millionen Flüge im Jahr beeinträchtigt“, warnte er.

Katastrophenjahr für die Luftfahrt in Asien

8. März 2014 : MH 370 verschwindet spurlos mit 239 Menschen an Bord.

17. Juli 2014: Malaysia Airlines MH17 stürzt über dem Kampfgebiet in der Ostukraine ab. An Bord waren 298 Menschen.

23. Juli 2014 Taiwan: Transasia-Flug 222 stürzt bei schlechtem Wetter im Landeanflug auf Penghu Insel ab, es gibt 48 Tote und 10 Überlebende.

28. Dezember 2014: AirAsia-Flug QZ8501 verschwindet zwischen Indonesien und Singapur vom Radar. 162 Menschen sind an Bord, überwiegend Indonesier. Der Pilot des Billigfliegers setzt keinen Notruf ab. Wrackteile werden zwei Tage später in der Javasee entdeckt.

4. Februar 2015 Taiwan: Transasia Flug GE235 rammt kurz nach dem Start in Taiwans Hauptstadt Taipeh eine Brücke in einem Wohngebiet und stürzt anschließend in einen Fluss. 38 Insassen kommen um, 15 überleben. Beide Triebwerke sind ausgefallen.

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MH370 war am 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking vom Radar verschwunden. Bis heute fehlt jede Spur von der Maschine. Sie flog rund sieben Stunden unbemerkt Richtung Süden, wie Satellitenauswertungen später zeigten, und stürzte wohl im Indischen Ozean ab. Niemand weiß, was an Bord passiert ist.

Ein Ortungssignal könne ohne Aufwand vom ACARS-System an Bord gesendet werden, das im Flug technische Daten übermittelt, meinte Herdman. „Man darf den normalen Datenverkehr aber nicht überlasten.“ Die Kommunikation mit den Piloten etwa über Änderungen der Flughöhe dürfe nicht durch permanente Ortungssignale gestört werden.

Für eine lückenlose Ortung über den Weltmeeren seien Dutzende Satelliten nötig, die 2017 bis 2020 in der Umlaufbahn seien, sagte Herdman. Die internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO empfahl Anfang Februar zunächst, dass Piloten sich bei Ozeanüberflügen künftig statt stündlich vierteilstündlich melden. Diese Meldungen erfolgen bis heute über altmodischen Funkkontakt.

Die Branche zieht weitere Konsequenzen aus der seit fast einem Jahr erfolglosen Suche nach dem MH370-Wrack: Neben einer häufigeren Ortung sollen die Aufzeichnungsgeräte der Flug- und Cockpitdaten (Blackbox) und die dazugehörigen Notsignalsender zum Auffinden von verunglückten Maschinen verbessert werden, sagt Herdman. Die Batterien der Notsignalsender sollen künftig deutlich länger als für 30 Tage Energie haben - etwa für drei Monate. Die Stimm-Aufzeichnungsgeräte für die Cockpit-Gespräche sollen statt zwei mehr Stunden aufzeichnen, und die technischen Daten aus dem Flugdatenschreiber sollen möglichst schon während des Flugs an eine Bodenstation übermittelt werden.

Das alles hätte das Verschwinden der Maschine zwar nicht verhindert. Die Maßnahmen sollen aber helfen, Zeitpunkt und Ort im Fall eines Unglücken stärker einzugrenzen und Wracks schneller zu finden.

Im Gespräch seien auch Black Boxes, die sich im Fall einer Katastrophe vom Flugzeug lösen und beispielsweise an die Wasseroberfläche treiben, statt im Wrack unterzugehen, fordert Herdman. Problematisch sei es aber, wenn sie sich versehentlich lösen und so einen Unfall auslösen.