An den Hochhäusern in Eimsbüttel verändert sich vieles zum Guten. Die Wohnhochhäuser bekommen unter anderem eine eigene Kita, eine gläserne Fahrradwerkstatt und 133 neue Wohnungen.

Hamburg. Bauzäune, Presslufthammer, Arbeiter: Es sind die typischen Zeichen von Veränderung, die derzeit das Bild der Grindelhochhäuser in Harvestehude prägen. Am denkmalgeschützten Ensemble wird so grundlegend nachgebessert wie lange nicht mehr, insgesamt fünf Projekte werden gleichzeitig verfolgt. Die ersten deutschen Wohnhochhäuser der Nachkriegszeit bekommen unter anderem eine eigene Kita, eine gläserne Fahrradwerkstatt und 133 neue Wohnungen.

Wichtigster Punkt für den Bezirk sei dabei der Schwung sanierter Unterkünfte, sagt Amtsleiter Torsten Sevecke (SPD). Sie werden im ehemaligen „Horrorhaus“ an der Oberstraße 14 verwirklicht. Vor einem Jahr hatte ein Unternehmen der Jargonnant Partners Gruppe mit Sitz in München und Luxemburg das seit langer Zeit von Skandalen umwitterte Gebäude übernommen. Der Kaufpreis blieb geheim, dürfte aber laut Bezirkspolitikern in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe gelegen haben. Denn eigentlich wollte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga GWG das Gebäude zurückkaufen, um ein Studentenwohnheim zu bauen. Bei einem Kaufpreis von 30 Millionen Euro soll die Saga jedoch ausgestiegen sein.

Im Oktober nun werde die Sanierung durch den neuen Eigentümer beendet sein, die Immobilie, die einst durch Schimmelbefall und Polizeieinsätze Schlagzeilen machte, wird nach jahrelangem Leerstand wieder bezugsfertig. 133 verhältnismäßig kleine, grundrenovierte Wohnungen sollen laut Architekt Achim Berresheim teils möbliert an den Markt gebracht werden. Mit 28 bis 52 Quadratmeter bieten die Zwei- bis Dreizimmerunterkünfte künftig vor allem Singles und Paaren exzellent gelegenen Wohnraum. Dem Vernehmen nach sollen die neuen Wohnungen vermietet werden.

„Es freut mich, dass wir dieses schwierige Objekt nun in guten Händen wissen“, sagt Bezirksamtsleiter Sevecke. Die Fassadensanierung sei bereits abgeschlossen, bis auf den Lastenaufzug verschwinden in den kommenden drei Wochen die letzten Gerüste. Knapp 10.000 Quadratmeter Nutzfläche sind insgesamt saniert worden.

Umgebaut wird zeitgleich die ehemalige Zentralwäscherei der Grindelhochhäuser an der Brahmsallee. Dort, in dem abgesenkten Flachbau mit begrüntem Dach, bekommt das Quartier eine neue Kita. Vom Betreiber, Emily – Kindergarten & Krippe, der bereits eine Kita auf St. Pauli führt, sind 75 Plätze geplant. Die Eröffnung ist für den Herbst geplant.

Über die künftige Kita wird sich zusätzlich ein Neubau mit elf Wohneinheiten wölben. Die zuständige P-S-A Grundstücksgesellschaft Brahmsallee 23a mbH & Co. KG plant trotz Protests der Anwohner aus dem benachbarten Jugendstilhaus elf Wohneinheiten. Auf einem schmalen Sockel zwischen Kita und Wohnhaus soll sich später der ausladende Wohnkorpus des gewagten Entwurfs stützen. Laut Denkmalschutzamt, mit dem jede Veränderung des gesamten Ensembles abgestimmt werden muss, beziehe der Bau die Wäscherei mit ein, weshalb ein „größtmöglicher Denkmalschutz“ weiterhin gegeben sei.

Bewegung gibt es auch an der historischen Tankstelle vor dem Bezirksamt. Dort sind Fahrräder die Zukunft: Denn nach mehr als zwei Jahren Leerstand bezieht ein Zweiradhändler aus dem Stadtteil Hoheluft-West das kleine Häuschen der Saga. Die Tankstelle soll zu einer Art „gläserner Fahrradwerkstatt“ werden, wie Mieter Fabian Heine sagt. Er betreibt bereits an der nahen Bismarckstraße den Laden Two wheels good für gehobene Radfahreransprüche. Nun sollen Wartung und Reparatur an den „attraktiven Standort“ am Grindelberg ausgelagert werden. „Dort können wir den Wandel der urbanen Mobilität besonders gut zeigen.“ Schon im August soll das detailgetreu restaurierte Gebäude seiner neuen Bestimmung übergeben werden. Zuvor wurde die geschwungene Fensterfront wiederhergestellt, vermutlich wird auch das historische Dach rekonstruiert.

Da die 1952 gebaute Tankstelle zum Ensemble der Grindelhochhäuser gehört, genießt sie als eine von nur vier Tankstellen in Hamburg besonderen Schutz. Sie sei ein Zeugnis der deutschen Verkehrsgeschichte und als Teil des Grindel-Ensembles ein Bestandteil dieser städtebaulich und baugeschichtlich herausragenden Leistung, heißt es beim Denkmalschutzamt. Ursprünglich für die britischen Besatzungstruppen geplant, wurden die zwölf Hochhäuser zwischen 1946 und 1956 gebaut. Schützenswert sind sie unter anderem, weil sie auf die Hochhausvisionen der 20er-Jahre Bezug nehmen.

Den gegenwärtigen Standards und Bedürfnissen der Jugend soll dagegen die Skateranlage vor dem Bezirksamt genügen. Neben Halfpipe und Basketballplatz baut der Bezirk nun noch einen neuen Bolzplatz. Sehr klein, aber auch fein, wie Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke sagt. Die Anlage vor dem Amt werde gut angenommen, die Jugendlichen würden sie als Bühne begreifen. Zwischen den denkmalgeschützten Bauten habe auch die Jugend ihren Platz gefunden. Das gelte im Übrigen auch für die beiden in die Anlage integrierten Spielplätze. Der südliche wurde kürzlich mit modernen Spielgeräten und federndem Belag ausgestattet, auch das soll laut Sevecke nicht unerwähnt bleiben. Insgesamt ist Sevecke, der aus seinem Büro auf die Skateranlage blicken kann, mit der Entwicklung seiner unmittelbaren Arbeitsumgebung glücklich. „Die entscheidenden Fragen konnten wir lösen.“ Dazu gehöre vor allem die Revitalisierung der Oberstraße 14, deren 133 Wohnungen den Bezirk Eimsbüttel auch bei der Erfüllung des Senatswohnungsbauprogramm beträchtlich voranbrächten. Trotzdem gebe es zwischen den Grindelhochhäusern noch genug zu tun.

Sevecke: „Die Abstellsituation für Radfahrer ist beispielsweise unbefriedigend.“ Noch stehen die Räder an die Fassenden gelehnt, weil es zu wenig Bügel gebe. Das sei das nächste Projekt, das allerdings – wie immer – mit der Saga abgestimmt werden müsste. Und dem Denkmalschutz. Das Ensemble entwickele sich, aber eben nur langsam und im eng gesteckten denkmalschutzrechtlichem Rahmen.