Zusammenhang mit Tod von Oz? Täter kippen auf Brücken Farbeimer über Zügen aus

Die Bundespolizei hat wegen zahlreicher massiver Farbanschläge auf Hamburger S-Bahnen Ermittlungen eingeleitet. Unbekannte Täter haben von Bahnbrücken aus flüssiges Bitumen (teerähnlich) und Lackfarben auf vorbeifahrende Züge ausgeschüttet. Die Reinigung der Wagen erweist sich als äußert schwierig. „Von der Deutschen Bahn wurden bislang zehn betroffene S-Bahn-Züge gemeldet“, sagte der Sprecher der Bundespolizei, Rüdiger Carstens.

Die Deutsche Bahn wollte sich zur Zahl der beschmierten Züge nicht äußern. Das Unternehmen hat Sorgen wegen möglicher Nachahmungstäter. Sprecher Egbert Meyer-Lovis bestätigte aber, dass es Vorfälle dieser Art gegeben habe. Im S-Bahn-Werk Ohlsdorf seien Sonderschichten eingeführt und mehr Arbeitskräfte zur Reinigung von Zügen eingesetzt worden, um die Schmierereien so schnell wie möglich zu entfernen. Allerdings kommen die Reinigungskräfte, trotz ihrer Erfahrung bei der Entfernung von Graffiti, in diesen Fällen an ihre Grenzen. Wie das Hamburger Abendblatt erfuhr, wurde eine Spezialfirma aus dem Umland beauftragt, die die großflächig verschmierten Züge in einem speziellen Trockeneis-Reinigungsverfahren säubern soll.

Die Bundespolizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. Im Blick haben die Ermittler dabei vor allem die Strecken der Linie S 1 zwischen Altona und Blankenese sowie der S 21, die nach Bergedorf führt. Auf Brücken entlang dieser beiden Bahnstrecken sollen die Täter teils mit vollen Zehnlitereimern, teils mit Farbbeuteln, auf die Bahnen gewartet haben.

Vermutet wird, dass die Unbekannten aus der Graffiti-Szene stammen. Auffällig ist, dass die Anschläge nach dem Unfalltod des Hamburger Sprayers Oz, mit bürgerlichem Namen Walter Josef F., Ende September begannen. Auch Graffiti-Schmierereien häuften sich nach seinem tragischen Tod – der 64-Jährige war in Hammerbrook von einer S-Bahn angefahren worden. Tausendfach wurde seitdem sein Zeichen, in der Szene „Tag“ genannt, an Züge und Bahnhofswände gesprayt.

Von den 163 Triebzügen, die die S-Bahn im Einsatz hat, sind 53 stark beschmiert. Ein Triebzug besteht aus drei nicht trennbaren Waggons. Nach Bedarf können mehrere Triebzüge zu einem längeren Zug zusammengekoppelt werden. Sieben Züge sind so massiv verschmutzt, unter anderem auch aufgrund der neuen Bitumen- und Lackfarben-Attacken, dass sie vollständig aus dem Verkehr gezogen werden mussten. Sie warten auf einem Abstellgleis nahe dem Bahnhof Barmbek auf ihre Reinigung.

Bahn-Sprecher Meyer-Lovis sagte, dass es trotz der Vorfälle keine Einschränkungen im Bahnverkehr gebe. „Der Betrieb geht vor.“