Das Abendblatt begleitet die junge Hamburger Band Tonbandgerät auf ihrem Weg in die Popbranche

Wie schafft eine junge Band den Weg in die Musikwelt? 2012 begleitete das Abendblatt das Hamburger Pop-Quartett Tonbandgerät bei Konzerten, sprach mit dem Manager, dem Musikverleger, mit ersten Fans und war in Proberaum und Studio dabei. Seitdem ist für Sänger Ole Specht, Gitarristin und Songschreiberin Sophia Poppensieker, ihre Schwester Isa am Bass und Schlagzeuger Jakob Sudau viel passiert. 2013 veröffentlichten sie ihr Debüt „Heute ist für immer“ und taten vor allem eines: spielen. Sei es vor Branchenprofis beim Eurosonic im niederländischen Groningen oder vor 20.000 Zuschauern beim Deichbrand Festival. Ein Strom der Ereignisse, der das Leben der vier total umgekrempelt hat – und der erst mal sortiert werden will.

Abendblatt:

Wie lebt es sich als professionelle Musiker?

Ole Specht:

Im März hatten wir unser erstes richtig großes Hamburg-Konzert im ausverkauften Uebel & Gefährlich. Das hat uns komplett umgehauen. Dann fing das Musiker-Sein erst so richtig an. Im Festivalsommer haben wir dann jedes Wochenende woanders gespielt.

Isa Poppensieker:

Davor waren wir ja noch mit Bosse auf Tour. Das war auch wirklich cool.

Specht:

Ach so, ja, stimmt! Und dann kam ja auch noch die Platte raus!

Wie fühlt sich das an, das erste Mal das eigene Album in den Händen zu halten?

Specht:

Es war krass. Wir hatten am Vorabend in Dortmund gespielt und mussten die Nacht durchfahren, um am nächsten Morgen beim ZDF-Frühstücksfernsehen in Berlin zu sein. Da hat uns dann jemand von Universal die CD in die Hand gedrückt. Wir waren alle völlig schlaftrunken, es hat sich total unwirklich angefühlt und richtig schön.

Sophia Poppensieker:

Diese Zeit war auch verwirrend. Man ist nie zur Ruhe gekommen.

Konntet ihr das Ganze auch genießen?

Specht:

Ich hatte das Gefühl, dass ich überhaupt nicht runtergekommen bin. Es gab schon heftige Ups and Downs. Mit Abstand das Krasseste war für mich das Wochenende, an dem wir freitags in der Nähe von Cottbus gespielt haben. Ein relativ schlecht bezahltes Ding in einem Partyzelt auf einem Campingplatz. Wir sind sechs, sieben Stunden da hingefahren. Es war das erste Mal, dass wir live gespielt haben und der Funke nicht übergesprungen ist. Wir waren alle fertig danach. Und auch traurig.

Sophia Poppensieker:

Wir sagen uns immer: Wenn man ganz viel Energie gibt, dann kommt auch irgendwas zurück. Aber da war: nichts.

Specht:

Dann mussten wir in der Nacht noch weiter und haben am nächsten Tag unseren Tourbus vor den Pfeiler gesetzt. Wenn so was passiert, wackelt das ganze Konstrukt, von der Musik leben zu können. Am Sonntag haben wir dann beim Deichbrand Festival gespielt. Das war der absolute Wahnsinn und hat alles 100-mal wieder reingeholt. Danach waren wir glücklich und sicher, dass wir gerade das Richtige machen.

Sophia Poppensieker:

Wir haben da mittags gespielt – vor 20.000 Menschen, die wegen uns aufgestanden sind!

Wie geht ihr als Gruppe mit solchen Extremsituationen um?

Specht:

Es war ja zum Glück nicht so, dass wir alle vier gleichzeitig so derbe fertig waren. Einer hat immer gesagt: Ach komm, ist nicht so schlimm!

Die amerikanischen Schüler haben jetzt schon unsere Texte im Unterricht durchgenommen. Ole Specht