Im neuen Abendblatt-Buch werden zwölf Jahrhunderte Stadthistorie lebendig – vom Wikinger-Überfall bis zur Wiedervereinigung

Über Herzöge und Feldherren, Bischöfe und Päpste haben die Chronisten vergangener Jahrhunderte viel überliefert, aber der Alltag der einfachen Menschen liegt häufig im Dunkel der Geschichte. Wie lebte ein Weber im neunten Jahrhundert? Wie erging es im Mittelalter einem Bierbrauer oder einer Hure? Was bewegte einen Hamburger Dominikanermönch in der Reformationszeit, als er im Marien-Magdalenen-Kloster zum ersten Mal eine lutherische Predigt hörte? Und mit welchen Ängsten hatten die Hamburger zu kämpfen, als die Cholera wegen der sträflichen Versäumnisse des Senats im Sommer 1892 die ersten Todesopfer forderte?

Mit dem Projekt „Hamburger Zeitreise“ erzählt das Abendblatt die Geschichte der Stadt aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Denn obwohl es hier natürlich auch um bekannte historische Persönlichkeiten geht, stehen ganz normale Menschen im Mittelpunkt des Buches zur großen Geschichtsserie, die im Hamburger Abendblatt erschienen ist. Nur: Wie will man über sie schreiben, wenn so wenig über das Schicksal der „normalen“ Hamburger überliefert ist?

Die Autoren, die beiden Abendblatt-Redakteure Matthias Gretzschel und Sven Kummereincke, sind Journalisten – keine Historiker. Und die „Hamburger Zeitreise“ ist natürlich kein wissenschaftliches Werk. Und so haben die Autoren einen Kunstgriff angewandt: Die Charaktere vieler Geschichten aus zwölf Jahrhunderten Stadthistorie sind frei erfunden. Ob Radoslaw, ein Fischer, der 965 die Verbannung eines Papstes nach Hamburg erlebt, Maria – eine Hure, die 1350 der Pest erliegt – oder Steffen Meinhardt, der als Arzt 1892 im Krankenhaus St.Georg gegen die Cholera kämpft: Sie alle hat es nie gegeben.

Dennoch bewegt sich das Erzählte so nah wie möglich an der Wahrheit. Der verbannte Papst, die Pest, die Cholera sind historische Fakten, die Lebensumstände der Menschen sind so geschildert, wie es dem Stand der Forschung entspricht. „Wir wollten Geschichten von Menschen und ihren Schicksalen erzählen, nicht nur Daten und Fakten referieren“, sagen Gretzschel und Kummereincke. Es ist der Versuch zu erzählen, wie es in Hamburg „eigentlich“ gewesen ist.

Dabei waren Dr. Ortwin Pelc und Dr. Ralf Wiechmann eine unerlässliche Hilfe. Die beiden Historiker des Hamburg Museums fungierten als Fachberater. Zu der Herangehensweise sagt Pelc: „Es geht bei uns im Museum wie in den Buch darum, Medien und Methoden zu finden, um Menschen Geschichte anschaulich zu machen, damit sie die Gegenwart besser verstehen. Und dafür sind alle Mittel recht.“

Das Buch ist im Handel und im Abendblatt-Shop erhältlich. Es kostet 24,95 Euro, Abonnenten zahlen 21,95 Euro. Bestellbar ist es unter www.abendblatt. de/shop und unter Telefon 040/347-26566.