Das neue Restaurant des Starkochs in Bahrenfeld verspricht einiges, nur keine Langweile

Es sollte kein Tim-Mälzer-Restaurant werden. Und deshalb hatte Tim Mälzer eigentlich eine heimliche Eröffnung seines neuen Restaurants in Bahrenfeld geplant. Warf bei den Nachbarn Zettel in die Briefkästen, weihte nur wenige in seine Pläne ein. Doch wenn Tim Mälzer etwas plant, bleibt es nicht lange top secret.

Dort, wo zuletzt der Gastronom Milenko Gavrilovic das Chezfou betrieben und nach weniger als einem Jahr wieder aufgegeben hatte, verfolgt Mälzer nun einen ambitionierten Plan: Er eröffnete seinen Off Club in der Leverkusenstraße, ein völlig neues Restaurant-Konzept in ungewöhnlicher Lage. Obwohl, ein Konzept gibt es gar nicht, eher ein Gefühl. In den vergangenen Jahren scheiterten dort einige gastronomische Projekte – unter anderem an mangelnder Laufkundschaft. Mälzer jedoch sorgt sich wenig. Er ist überzeugt, mit seinem Projekt punkten zu können: Gegessen werden kann bis um zwei oder drei Uhr in der Früh. Wein gibt es für drei bis neun Euro pro Glas. Und viele Experimente. Oder, wie Mälzer es sagt: „Einen Ticken mehr Hose auf.“

Zum Beispiel auf der Menü-Karte: Es soll Snacks geben, Pekingente oder ein Clubsandwich wie im Hotelzimmer. Allerdings mit guten Zutaten, zu vernünftigen Preisen. Daneben bietet der Off Club echte Tim-Mälzer-Küche an, wie er selbst sagt: Gerichte aus zwei oder drei wertigen Komponenten. Iberico mit Kalbjus und geräuchertem Salat zum Beispiel. Auch einen Mittagstisch wird es geben.

Gespeist wird in einem loftigen Souterrain mit spielerischem Charme: asiatischen Häschenfiguren, bunten Postern und einem großformatigen Affengraffiti lockern das massive Ambiente auf, Steinboden, massive Holztische und Barhocker. Alles ist erlaubt, bloß nicht zu erwartbar. „Die Hamburger Restaurantszene ist schon viel zu ernst“, sagt Mälzer. Der Off Club soll eine Spielwiese werden. Und wenn er mal Lust auf Hähnchen habe, serviert man eben halbe Hähnchen mit Pommes.

Dazu gibt es ehrliche Musik auf die Ohren: Nicht umsonst hat er sein neues Restaurant-Projekt Club genannt. Musik sei Teil eines guten Abends, auch wenn man im Off Club nicht tanzen, sondern lediglich essen und trinken soll. Ein bisschen laut darf es aber werden: Hauptsächlich Punk und Rock’n’ Roll will Mälzer spielen lassen, „es kann aber auch Cat Stevens sein.“

Zum Herzstück des Ladens gelangt man durch eine hölzerne Tür mit Klingelschild. Dahinter verbirgt sich der Rote Salon, auch Madame X genannt. Auf Plüschsesseln will Tim Mälzer „fine dine“ anbieten, auch wenn er das Wort nicht leiden kann. Vier Tage pro Woche dürfen Gourmets ein- und ausgehen und ein Achtgang-Menü genießen. Alle vier Wochen unter einem neuen Motto, zum Auftakt gibt’s griechisches Essen. „Nichts Überwürztes, nichts Totfrittiertes“, sondern das beste griechische Essen der Stadt. Beizeiten werden auch befreundete Spitzenköche vorbeischauen. Gäste können sich auf einige Überraschungen gefasst machen. „Wir werden wohl oft übers Ziel hinausschießen“, warnt Mälzer. Ein kulinarisches Projekt, dass es so in Hamburg noch nicht gibt.

Tim Mälzers Facebook-Profil ist die Freude über den Off Club anzusehen. Regelmäßig postet er Fotos vom neuen Laden, aber immer nur Details: mal ein Bücherregal mit integriertem Kühlschrank, mal futuristische Lampen neben Lüftungsrohren. Die Fans quittieren es mit entzückten Kommentaren.

Und auch das Personal versucht er derzeit über das soziale Netzwerk zu rekrutieren. In einem Facebook-Aufruf sucht er „Leute mit Kanten, Ecken, Persönlichkeit und Humor“. Ähnlich wie in der Bullerei vertraut er vielmehr auf die Leidenschaft für den Beruf als in einen perfekten Lebenslauf. „Von unterkühlt bis rotzfrech, von charmant bis zuvorkommend, von hier und von da“ sollten die Mitarbeiter sein. Neben Bedienungen, einem Restaurantleiter und einem Sous-Chef wurde auch ein Patissier gesucht. Wenn das nicht nach süßen Verlockungen klingt. Auch zum Ort des zukünftigen Restaurants wird etwas gesagt: „Eine Location wie keine zweite in Hamburg erwartet Dich. Nicht um die Ecke, nicht mittendrin – aber dennoch neu und aufregend.“