Bei Monday Monday singen mehrere Generationen Pop, Jazz und Gospel

Der Chor, er kann ein ganzes Leben prägen. „Meine Tochter war noch klein, als ich bei Monday Monday anfing“, erzählt Michael Kühnemann. Das war vor fast 20 Jahren. Für den 62 Jahre alten Sicherheitsberater ist die Sommerpause seines Ensembles „eine schreckliche Zeit“. Denn, so sagt der Tenor: „Ohne Musik kann ich überhaupt nicht sein.“ Gleiches gilt für seine Tochter Svenja. Die kam schon früher mit zu den Proben, verteilte Flyer und verkaufte bei den Konzerten CDs.

„Wenn ich groß bin, singe ich auch bei den Mondays.“ Das war ihr Ziel. Und mittlerweile stimmt die heute 23-Jährige nicht nur als Sopran mit ein, wenn Songs wie „California Dreamin“, „Hit The Road Jack“, „Ride Like The Wind“ oder „With A Little Help From My Friends“ erklingen. Sie studiert zudem Gesang an der Hamburg School Of Music. Die Liebe zur Musik. Svenja Kühnemann macht sie zu ihrem Beruf. Und definitiv Berufung ist sie für all jene, die sich jeden Mittwochabend in der Schule Bovestraße in Wandsbek treffen, um Pop, Gospel und Jazz zu intonieren.

Im Musiksaal unterm Dach sind die Fenster auf sommerlichen Durchzug gestellt. Passend zur Hitze tragen die rund 50 Sängerinnen und Sänger pastellfarbene Kleidung. Die Atmosphäre ist flirrend leicht, aber auch konzentriert, als alle den Sixties-Hit „Happy Together“ singen. Chorleiterin Sörin Bergmann führt die Hände von der Körpermitte gen Decke. Als wolle sie zeigen, dass die Töne aufgehen sollen wie die Sonne am Himmel. Die 49-Jährige dirigiert mit sehr selbstverständlichem Flow. Die Blicke der Einzelnen sind auf sie gerichtet, aufmerksam und beschwingt zugleich. Die Höhen steigen verheißungsvoll empor, während der Bass mit seinem „Dum Dum Badum“ für swingendes Bauchgefühl sorgt.

Ein Gefühl, das in gemischten Chören wie Monday Monday nicht bloß die weibliche Seite erfasst. „Beim Chorwochenende habe ich hinter vorgehaltener Hand zugegeben, dass ich beim Singen als Mann auch ganz schön ergriffen bin“, sagt Roland Vietzke halb ernst, halb amüsiert. Der 48-Jährige, der sein Geld als technischer Sachbearbeiter verdient, ist überzeugt: „Singen ist gut für die Seele.“

Die Stimmung ist angenehm flachsig bei den Mondays. Was jedoch nicht bedeutet, dass das Singen lax gehandhabt wird. Wer mitmachen möchte, der muss einen selbst eingesungenen Track einschicken, darf sich bei positiver Resonanz vier bis sechs Wochen eingrooven und singt nach dieser Probezeit noch einmal live vor.

„Wenn man das geschafft hat, ist man Teil der Familie“, erzählt Friese. Und was die Chor-Chemie angeht, ist Ehrlichkeit oberstes Gebot. „Manchmal müssen wir einem Neuling sagen, dass es nicht harmoniert. Das ist nicht so einfach“, sagt Bergmann. Die Dirigentin ist vor allem begeistert, wie demokratisch die Gruppe funktioniert. Jede Stimme hat einen eigenen Sprecher. Und in ihrem vollmundigen Sound unterstützt werden sie seit Jahren von Pianist Sven Selle und Percussionist Yogi Jockusch.

Für Michael Kühnemann ist das Singen aber bei Weitem nicht nur extrovertierte Show, sondern vor allem eine Reise nach innen, durch die Zeit. Songs wie „Africa“ von Toto selbst zu interpretieren, das ist für ihn ein Jungbrunnen, der die Nostalgie ins Heute sprudeln lässt. „Damit bin ich groß geworden. Beim Singen flammt das Gefühl von damals wieder auf“, sagt er. Und eines fügt er noch an, was ihm besonders wichtig ist: „Es ist schön, dass Vater und Tochter was zusammen machen.“

Nach „Hamburger Chören, die begeistern“ suchte das Abendblatt, mehr als 55 Chöre schickten Clips ein. Sieben von ihnen werden nun porträtiert. Videos der vorgestellten Chöre: www.abendblatt.de

Wer mitmachen will, muss einen selbst eingesungenen Track einschicken. Nach einer Probezeit singt er noch einmal live vor.