Junge Mütter sollten sich zunächst über ihre Wünsche und Ziele klar werden, Beratungsangebote und Netzwerke nutzen

Raman ist dreieinhalb Jahre alt. Seine Mutter, Katayoun Zarei, ist als Bauingenieurin hoch qualifiziert. Die 36-Jährige hatte in Teheran studiert, bevor sie 2002 nach Deutschland kam. „Hier musste ich zunächst die Aufnahmeprüfung für die deutsche Sprache ablegen und konnte danach mein dreijähriges Aufbaustudium in Bauwesen an der TFH Berlin aufnehmen“, sagt Zarei, die noch während ihrer Diplomarbeit erfuhr, dass sie Mutter wird.

Als Raman zweieinhalb Jahre alt und endlich eine Tagesmutter gefunden war, suchte Katayoun Zarei eine Stelle im Bereich Bauwesen. Vergeblich. „Ich habe rund 50Bewerbungen verschickt. Ohne Erfolg“, sagt die junge Mutter. Mit jeder weiteren Absage und nicht beantworteten Bewerbung verstärkte sich ihre Entscheidung, sich für den Berufseinstieg neu zu orientieren. „Ich kam zu dem Schluss, dass ich mein fachliches Wissen auffrischen muss, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagt Zarei.

Eine Freundin gab ihr den entscheidenden Tipp: Mach doch mal CATIA. Diese besondere Konstruktionssoftware wird vor allem im Flugzeugbau und der Automobilbranche angewendet. „Ich hatte keine Ahnung von CATIA“, sagt Katayoun Zarei. „Aber das Zeichenprogramm AutoCAD, das in Bauwesen und Architektur eingesetzt wird, beherrschte ich. Das war eine nützliche Grundlage.“ Nach einer Beratung bei Worklife und mithilfe der Förderung von der Agentur für Arbeit begann Zarei beim Weiterbildungsanbieter date up ihre zweimonatige CATIA-V5-Qualifizierung. Date up kooperiert mit zahlreichen Unternehmen. Heute ist Katayoun Zarei als Junior Consultant Entwicklung und Konstruktion in der Luft- und Raumfahrt tätig.

Was ist zu beachten, damit ein Wiedereinstieg in den Beruf nach der Elternzeit gelingt? „Mütter sollten sich zunächst über ihre Wünsche und Ziele klar sein, ihren Partner einbeziehen und Dienstleistungen nutzen, statt als Einzelkämpfer zu starten“, sagt Cornelia Heckermann, Beraterin bei Worklife. Heckermann kritisiert, dass viele der Mütter in traditionelle Rollenmuster zurückfallen und gedanklich gleich auf Teilzeit zurückschalten oder statt als Produktmanagerin sich gleich lieber als Assistentin anbieten.

Auf der anderen Seite seien auch die Unternehmen häufig nicht flexibel und die Arbeitswelt insgesamt noch viel zu präsenzlastig, stellt die Beraterin fest. Ein häufiges Ergebnis beim Wiedereinstieg seien Teilzeitlösungen mit vollen plus halben Tagen.

Stefanie Cortinovis ärgern die vielen hoch qualifizierten Frauen, die aus ihrem Job ausgestiegen sind, als sie Mutter wurden. Überdies sei es heutzutage schon wegen der veränderten Rechtslage bei Scheidungen hochriskant, nicht in den Beruf zurückzukehren. Eine nahezu perfekte Lösung liefert die 41Jahre alte berufstätige Mutter gleich selbst mit. Stefanie Cortinovis ist Personalmanagerin bei dem technischen Dienstleister whatever mobile und hat eine fünf Jahre alte Tochter. Nach einem Jahr Elternzeit, in dem sie den Kontakt zur Firma hielt, kehrte sie in ihren Job zurück. Das zweite Jahr Elternzeit nahm ihr Mann. Heute arbeiten beide Teilzeit, Stefanie Cortinovis täglich sechs Stunden, ihr Mann vier Tage in der Woche.

„Arbeitende Mütter sind für die Unternehmen enorm effizient. Sie arbeiten sehr konzentriert in der Zeit, die sie in der Firma sind, und leisten viel“, sagt Cortinovis, die als erste Frau im Unternehmen Mutter wurde und ihr Kind mit zwei Jahren in eine Kita gab. „Heute haben wir im Unternehmen fünf weitere Frauen mit Kind, die Teilzeit in verschiedenen Modellen leben und sich mit ihren Partnern die Aufgaben als Eltern teilen.“

Den Partner wie auch den Arbeitgeber mit seinen klaren Vorstellungen zu konfrontieren und auch Forderungen zu stellen, seien die Schlüssel zu einer Lösung, sagt Cortinovis. „Wichtig ist, Dinge einzufordern, statt sich als Frau ständig zurückzunehmen.“ Eine häufige Stolperfalle für Frauen sei überdies, sich als Opfer einer Situation zu sehen und sich zugleich für alle Fragen und Probleme im Job, in der Partnerschaft und als Mutter zuständig zu fühlen.

Ferner rät Personalmanagerin Cortinovis den Müttern, Widerstände bei ihrem beruflichen Wiedereinstieg nicht zu akzeptieren „Es gibt zwei Möglichkeiten: Man muss sich die Verhältnisse im Unternehmen schaffen oder den Job und Arbeitsplatz wechseln.“ Für Letzteres entschied sich ihr Ehemann, als dessen Arbeitgeber sich bei seinem Teilzeitwunsch querstellte.