Im „Casa de Aragon“ speist die Nachbarschaft aus Hoheluft – auch die prominente

„Ich möchte Schnitzel mit langen Bohnen!“, sagt meine Tochter, kaum dass sie die vier Stufen in den hinteren Teil des kleinen Gastraums genommen hat. Während ihr Bruder noch erklärt, dass es das in diesem Restaurant nicht gibt, steht schon der Kellner neben uns, lächelt und meint: „Kein Problem, Cevat macht das schon!“

Cevat ist Koch und Inhaber in einer Person. Er spricht nicht viel, manchmal lugt er aus der Küche und lächelt, verschwindet aber gleich wieder und überlässt das Umsorgen der Gäste seinen Kollegen – und die können das. Schnell, charmant, spontan und ohne Aufhebens davon zu machen: vom Begrüßungs- Sherry bis zum In-die-Jacke-helfen.

Aber zum Glück kommt noch etwas dazwischen: der gemischte Tapas-Teller zum Beispiel. Sautierte Pfifferlinge und Steinpilze, Hackbällchen, gegrillte Aubergine, Kapernäpfel und Sardinen und Pimien- tos, Tortilla und Geflügelsalat mit Karotten, Datteln im Speckmantel und Melone mit Serranoschinken, Manchego und Chorizo – eine anständige Portion für 11,50 Euro. Wäre das Lammfilet (19,90 Euro) nicht schon unterwegs gewesen, ein Wein (0,5 l, 10 Euro) stattdessen hätte genügt für den Abend. Aber: Bestellt ist bestellt.

Und es sieht gut aus: Vier Filetstücke, außen würzig mit leichter Kruste, innen tiefrosa, bilden ein Kreuz über einem Gemüsebett. Die Kinderteller stehen dem in nichts nach: Das Schnitzel für die Tochter hat eine hauchfeine, buttrige Panade, sogar die gewünschten Bohnen liegen daneben, saftig grün und schön kross angebraten statt weichgekocht.

Ihr Bruder aber kann nicht essen. Er hat an der Wand, direkt neben ihm, ein in einen rahmenlosen Bilderhalter gestopftes Trikot gesehen. Blau. Rückennummer 23. Van der Vaart. Mit Autogramm. Das imponiert ihm, selbst als Pauli-Fan. Dies ist nämlich der Stammplatz des niederländischen National- spielers, der – hinter einer Wand versteckt vor den Blicken der übrigen Gäste – gern seine Cola light trinkt. Und wer weiß? Vielleicht macht Cevat Ayen ihm auch Schnitzel mit Wunschgemüse. Ab und an bekocht er auch Steffen Henssler.

Ansonsten ist es hauptsächlich die Nachbarschaft, die an den kleinen Tischen sitzt. Sie wird mit Namen begrüßt, bekommt Wein und Tapas. Die Tische sind schnell besetzt, schon am frühen Abend. Die begehr- testen Plätze sind oben, wo die Basilica del Pilar von Saragossa, die größte Barockkirche Spaniens, über allem wacht. Wer später kommt, nimmt unter der aragonischen Fahne Platz, die sich von der Decke im unteren Raum wölbt. Wahrscheinlich achtet darauf aber niemand, alle Gäste sind ins Gespräch vertieft und haben höchstens Augen fürs Essen. Und das ist wirklich, wirklich gut.

Casa de Aragon, Eppendorfer Weg 240, Tel. 420 29 03, Di–So ab 17.30 Uhr, www.casadearagon.de

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Kurzbiografie

Seit 31 Jahren steht der Wahl-Hamburger Cevat Ayen, 44, schon am Herd. Zuerst in seiner türkischen Heimat, seit 1993 in Hamburg. Im „Maral“ hat er gekocht und im „Casa de Aragon“ bei José Garcia und dessen Sohn Luis, bis der nach Mallorca zog. So übernahm Ayen das Restaurant – samt der Rezepte. Aber die braucht er längst nicht mehr: Tapas, Paella und besonders das zarte Lamm gelingen ihm aus dem Effeff.

Lammkeule nach maurischer Art

REZEPT VON CEVAT AYEN

Für 4 Personen:

1 Lammkeule (1,5 kg mit Knochen, 1,3 kg entbeint)

3 EL Rosinen

3 EL Sherry

500 ml spanisches Olivenöl

4 Zwiebeln, fein gewürfelt

4 Knoblauchzehen, gehackt

3 EL ganze Mandeln

11⁄2 TL grobes Meersalz

1⁄2 TL Cayennepfeffer

1⁄2 TL schwarzer Pfeffer

11⁄2 TL Zimt, gemahlen

1 TL Kreuzkümmel, gemahlen

20 entsteinte Datteln

500 ml Geflügelfond

1 frische Feige frischer Rosmarin

1 Am Vorabend die Rosinen 45 Minuten in Sherry einweichen. Die Lammkeule vom Knochen trennen und das Fleisch in große Stücke schneiden. Die Stücke in eine Schüssel mit den Rosinen, Datteln, Mandeln, Zimt und Kreuzkümmel geben und mit 300 ml Olivenöl, Salz und Pfeffer abschmecken. Das Fleisch mit gehackten Knoblauchzehen, Gewürzen und Olivenöl einreiben. Über Nacht in der Marinade ziehen lassen.

2 Am folgenden Tag das Fleisch mit den Früchten und Zutaten der Marinade (ohne Flüssigkeit!) in einem Bräter kräftig für 5 bis 10 Minuten bei hoher Temperatur in maximal 100 ml frischem Olivenöl anbraten. Den Geflügelfond darüber gießen und zum Kochen bringen.

3 Bei schwacher Hitze etwa eine Stunde weiter köcheln lassen. Das Fleisch in Scheiben schneiden. Mit den getrockneten Früchten und der Sauce servieren. Mit Rosmarin und Feigenachteln dekorieren.