Der jetzt vorgestellte Verkehrssicherheitsbericht 2010 der Polizeidirektion Bad Segeberg offenbart ein "verdammt hohes Unfallgeschehen", wie es Direktionschef Heinz Parchmann formulierte. Der Anstieg der Unfallzahlen in den Kreisen Segeberg und Pinneberg von 12 158 im Jahr 2009 auf 13 011 (+ 853) im Vorjahr jedoch trieb dem Leitenden Polizeidirektor und seinen Kollegen keine allzu tiefen Sorgenfalten ins Gesicht. Denn der Grund, warum es im Direktionsbereich ein Plus von 7,0 Prozent gegeben hatte, liegt auf der Hand: Der lange Winter 2009/2010 und der frühe Wintereinbruch Ende November 2010 hatten dafür gesorgt, dass es überproportional lange glatt auf hiesigen Straßen war. "Bei Glätte kommt es einfach zu mehr Unfällen", sagte Parchmann. Auf Landesebene hatte es in 2010 mit annähernd 69 000 Unfällen sogar einen Zuwachs von 14,6 Prozent (2009 auf 2010) gegeben.

Aufgeschlüsselt auf den Kreis Segeberg, nannte Verkehrsunfallexperte Bernd Steiner die Zahl von 7273 Unfällen (+ 5 Prozent). Was aus Polizeisicht schwerer wiegt, ist der positive Trend, dass die Zahl der im Verkehr Getöteten und Verletzten rückläufig ist. Landesweit wurden im Vorjahr 108 Menschen auf den Straßen tödlich verletzt - die kleinste Zahl seit Einführung der Statistik vor 60 Jahren. Für die Polizeidirektion Segeberg gab es 15 Verkehrstote (2009: 26) zu beklagen, sechs (2009: 17) im Kreis Pinneberg, neun (2009: neun) im Kreis Segeberg. Rückläufig sind auch die Verletztenzahlen. Auf Direktionsebene wurden bei Unfällen 257 (2009: 302) Menschen schwer und 2355 (2592) Menschen leicht verletzt.

Wenn es auf den Straßen der Region kracht, ist die Missachtung der Vorfahrt die häufigste Ursache. 845-mal war dies in 2010 der Fall. Auf Rang zwei rangieren Fehler beim Abbiegen und Rückwärtsfahren (784), auf Platz drei folgt die Unfallursache "nicht angepasste Geschwindigkeit" (667).

Echte Unfallschwerpunkte konnten die Fachleute um Bernd Steiner für den Kreis Segeberg nicht ausmachen. Selbst das Geschehen entlang der berühmt-berüchtigten "Schmalfelder Kurven" war im Vorjahr "fast unauffällig", so Steiner. Was auffällt, ist, dass sich gleich drei von neun tödlichen Unfällen in der Stadt Norderstedt ereigneten: am 1. Januar 2010, als ein Autofahrer, 68, wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Oadby-and-Wigston-Straße abkam und gegen einen Baum prallte; am 30. September, als ein Pkw-Fahrer, 61, beim Herausfahren aus einer Parklücke am Harksheider Markt einen Fußgänger, 67, anfuhr und das Opfer beim Sturz tödliche Verletzungen erlitt; am 2. Dezember, als ein 71 Jahre alter Pkw-Fahrer auf der Fahrbahn der Straße Halloh wegen nicht angepasster Geschwindigkeit in den Gegenverkehr geriet und frontal mit einem anderen Wagen zusammenstieß. Dabei wurde die Beifahrerin, 69, des Unfallverursachers tödlich verletzt.

Wie die Verantwortlichen der Polizeidirektion Bad Segeberg jetzt erläuterten, ist und bleibt das Thema Alkohol/Drogen am Steuer ein Schwerpunktthema. Im Jahr 2010 wurden 285 Verkehrsunfälle (2009: 315) registriert, bei denen Alkohol oder illegale Drogen im Spiel waren. Dabei wurden 142 Menschen leicht und 28 Menschen schwer verletzt. Auch im Rahmen von Verkehrskontrollen wurden zuletzt von den Ordnungshütern weniger Alkoholfahrten gestoppt. Für Direktionsleiter Heinz Parchmann ein Anlass für vorsichtigen Optimismus: "Vielleicht hat sich da ein bisschen was verbessert bei der Verkehrsmoral."