Hamburg. Tipps für Hamburger Sparer, um die Zinsen zu optimieren. Und: Wo es noch sehr gute Angebote für längerfristige Anlagen gibt.

  • Festgeld im Vergleich zum Tagesgeld bei den Zinsen häufig viel attraktiver.
  • Kaufkraftverlust vermeiden: Zinsen sollten immer über der Inflationsrate liegen.
  • Europäische Zentralbank (EZB) verschärft Signale für eine Zinssenkung im Juni.

Seit ihrem Höhepunkt sind die Festgeldzinsen zwar schon etwas gesunken, doch so schnell wie erwartet, vollzieht sich die Zinswende nicht. Abseits der Durchschnittswerte gibt es noch attraktive Zinsangebote am Markt, und die Hamburger müssen dabei nicht einmal auf ausländische Banken ausweichen.

Zinsen von bis zu 3,8 Prozent für eine zweijährige Anlage sind noch drin. Wer sein Geld für einen längeren Zeitraum entbehren kann, der hat jetzt noch Handlungsspielraum, bevor sich die Zinslandschaft im Sommer verändert.

Mehr Zinsen: Warum man jetzt vom Tagesgeld ins Festgeld wechseln sollte

Mit Blick auf die in der Vergangenheit deutlich gestiegenen Zinsen favorisieren die Deutschen bei der Geldanlage neben Aktien klar Tages- und Festgeld, wie eine Umfrage der Norisbank zeigt. Das sind in diesem Jahr die Geldanlagen, die deutlich an Interesse gewonnen haben, während Aktien verlieren. So stieg die Attraktivität von Tagesgeld von 12,4 Prozent im Vorjahr auf 17,6 Prozent und die von Festgeld von 4,4 Prozent auf 10,1 Prozent.

Mit Tagesgeld sind Verbraucher bisher gut gefahren. Die Zinsen bei den besten Anbietern lagen auf Festgeldniveau, gleichzeitig hatte man aber größtmögliche Flexibilität, weil das Geld nicht für einen bestimmten Zeitraum festgelegt war. Außerdem garantieren aber viele Anbieter den Zins für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten. Das ist dann wie ein halbjährliches Festgeld aber mit der Flexibilität eines Tagesgeldkontos. Die Kunden können jederzeit über ihr Geld verfügen.

Ohne Zinsgarantie können hohe Zinsen auf dem Tagesgeldkonto sich aber schnell als trügerisch erweisen. Denn die Anbieter können ihre Konditionen nach Belieben senken oder erhöhen. Mit Zinsentwicklung am Markt für kurzfristige Geldanlagen hat das meist nicht viel zu tun. Seit Jahresbeginn haben zahlreiche Kreditinstitute die Zinsen für Tagesgeld noch weiter heruntergefahren, darunter die ING, DKB, Renault Bank und Barclays. Weitere werden folgen.

Bei Sparkassen gibt es nur 0,63 Prozent Zinsen auf das Tagesgeld

Dennoch sollte nicht ganz auf ein Tagesgeldkonto verzichtet werden. „Ideal ist, dort eine Liquiditätsreserve von zwei bis drei Nettogehältern für unvorhergesehene Ausgaben zu parken“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Reserve lässt sich auch mit monatlichen Raten ansparen. „Ein Tagesgeldkonto erwirtschaftet mehr Zinsen als ein Girokonto oder ein Sparbuch“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.

Doch um Kaufkraftverluste zu vermeiden, sollte der Zins über der Inflationsrate liegen, die aktuell 2,20 Prozent beträgt. Das ist mit einem Tagesgeldkonto bei der Hausbank meist nicht zu schaffen. Bei den Sparkassen erhalten Kunden im Schnitt 0,63 Prozent Zinsen, stellt das Vergleichsportal Verivox in einer Untersuchung fest, während bundesweit tätige Banken einen Durchschnittszins von 1,75 Prozent haben.

Ausländische Banken liegen bei Tagesgeldzins vorn

Bei ausländischen Banken wie der Openbank liegt der Tagesgeldzins noch bei 3,90 Prozent und wird Neukunden für sechs Monate garantiert. Danach sinkt der Zinssatz aus heutiger Sicht auf 2,80 Prozent. Das gilt auch für die spanische Suresse Bank mit einem aktuellen Zins von 3,80 Prozent.

Die besten Angebote deutscher Banken beim Tagesgeld sind mit 3,50 Prozent bei Santander Bank und Norisbank zwar nur etwas niedriger, sie haben aber einen entscheidenden Nachteil. Nach der Zinsgarantie sinken die Konditionen viel stärker als bei den ausländischen Anbietern, bei der Santander Bank zum Beispiel auf 0,30 Prozent. Bei der Volkswagenbank geht es nach sechs Monaten von 3,40 Prozent auf 1,30 Prozent abwärts.

Höchste Zeit, sich längerfristig die noch hohen Zinsen zu sichern

Mit einem Zinssatz von 3,80 bis 3,90 Prozent für täglich verfügbares Geld kommen Sparer gut über den Sommer. Wahrscheinlich wird die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni die Leitzinsen senken. „Die EZB hat ihre Signale für eine erste Zinssenkung im Juni unerwartet deutlich verschärft“, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.

Wenn also mehr Geld auf dem Tagesgeldkonto liegt als Verbraucherschützer empfehlen, ist jetzt höchste Zeit, sich über die weitere Anlagestrategie Gedanken zu machen, sofern das Geld für die nächsten Jahre nicht benötigt wird. „Perspektivisch rechnen wir beim Tagesgeld mit sinkenden Zinsen“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Sparer sollten beachten, dass die Kreditinstitute ihre Zinsen für täglich verfügbare Einlagen jederzeit ändern und an die aktuelle Marktlage anpassen können.“ Zumindest, wenn es keine Zinsgarantie gibt wie etwa bei der Wertpapierbank Trade Republic, die aktuell noch vier Prozent Zinsen zahlt.

3,8 Prozent Zinsen für zwei Jahre bei Deutschem Geldhaus

Die Durchschnittszinsen zweijähriger Festgelder sanken seit ihrem Höhepunkt im November 2023 um 0,50 Prozentpunkte, ermittelte das Vergleichsportal Verivox. Im Schnitt gibt es jetzt noch 2,89 Prozent. Wer vor der Anlageentscheidung Angebote vergleicht, kann sich aber noch wesentlich höhere Zinsen sichern.

Bei der Cronbank mit deutscher Einlagensicherung gibt es für 24 Monate 3,80 Prozent. Bei diesem Zinssatz dürfen sich Sparer, die 10.000 Euro anlegen, am Ende des Anlagezeitraums über 760 Euro Zinsen vor Steuern freuen. „Gute Festgeldangebote im Markt bieten eine Verzinsung weit oberhalb der laufenden Teuerungsrate“, sagt Maier. „Für viele Sparer ist das attraktiv. Sie können sich für einen längeren Zeitraum auskömmliche Zinsen festschreiben und müssen sich um die weitere Zinsentwicklung erst einmal nicht mehr kümmern.“

Mehr zum Thema

Einmalige Chance auf hohen Realzins für mehrere Jahre

Ein Blick auf ausländische Angebote lohnt für diesen Anlagezeitraum und diese Anlagesumme erst gar nicht, denn die haben keine höheren Zinsen. Für einen Anlagezeitraum von einem Jahr sind die Zinsen ebenfalls bei den meisten Anbietern nicht höher, und Sparer dürften in einem Jahr vor einer deutlich anderen Zinslandschaft stehen. Dann hat es wahrscheinlich schon mehrere Leitzinssenkungen der EZB gegeben.

Wer das Geld für einen längeren Zeitraum entbehren kann, der kann sich die jetzt noch hohen Zinsen auch für vier Jahre sichern. Bei Zinsen von bis zu 3,90 Prozent wie bei der kroatischen Banca Kovanica und einer weiter sinkenden Inflationsrate auf vielleicht zwei Prozent, sichern sich Sparer reale Zinsgewinne von jährlich knapp zwei Prozent für vier Jahre. Einen so hohen Realzins gibt es nur selten.

Ausländische Banken zahlen Zinsen oft erst zum Laufzeitende

Auch wenn die Zinsen ausländischer Banken, die grundsätzlich eine Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Sparer bieten, höher sind als bei den deutschen Instituten, gibt es einige Tücken. Die Zinsen werden oft erst am Laufzeitende gutgeschrieben, so wie auch bei der Banca Kovanica. Kaum niedriger sind die Zinsen mit 3,85 Prozent für vier Jahre beim niederländischen Anbieter Lease Plan, aber dafür gibt es die Zinsen jährlich.

Bei Banken mit deutscher Einlagensicherung muss man sich mit etwas niedrigeren Zinsen abfinden. Für vier Jahre sind bei der Aareal Bank 3,40 Prozent drin, dafür mit jährlicher Zinszahlung. Bei der Ford Money Bank mit 3,20 Prozent Zinsen werden die Zinsen sogar monatlich gutgeschrieben, was für einen Zinseszinseffekt sorgt. Beide Geldinstitute sind zudem auch im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Damit sind deutlich mehr als 100.000 Euro pro Anleger abgesichert.

Zinsen optimieren – Geldanlage auf unterschiedliche Laufzeiten aufteilen

Bei längerfristigen Anlagen gibt es eine Gefahr: wenn nach einem Rückgang die Teuerung wieder entfacht werden sollte und nicht beim Zielwert der EZB von zwei Prozent bleibt. Das würde den Realzins schmälern. Experte Krämer von der Commerzbank hält das nicht für ausgeschlossen. Denn die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel sind in den zurückliegenden Monaten im Euroraum wieder stärker gestiegen. Auch der Zuwachs bei den Löhnen hat sich nicht abgeschwächt. Krämer: „Das Inflationsproblem dürfte sich nicht in Luft auflösen.“

So wie man sein gesamtes Geld nicht einer Bank anvertrauen sollte, so sollte man sich auch nicht nur auf eine Laufzeit konzentrieren. Verbraucherschützer empfehlen, die Anlagen so zu staffeln, dass jedes Jahr oder alle zwei Jahre Gelder für eine Neuanlage wieder frei werden. So bleiben Sparer flexibel. Denn wie sich die Zinsen langfristig entwickeln werden, weiß niemand.