Nun kämpfen Politiker um die Einrichtung für Soldaten und Vereine an der Rodigallee. Auch der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr macht Druck.

Hamburg. Die Offizierheimgesellschaft (OHG) der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) der Bundeswehr Hamburg an der Rodigallee steht vor dem Aus. Der Betrieb wurde am Montag nach Ende der Sommerpause nach Abendblatt-Informationen nicht mehr aufgenommen. Das bestätigte Betriebsleiterin Karin Gehrmann auf Anfrage: „Die Bundeswehr stellt uns keine Soldaten als Ordonnanz mehr zur Verfügung und somit fehlt das Personal.“ Es würden nur noch Veranstaltungen durchgeführt, die bis Ende Oktober gebucht wurden, so Gehrmann weiter. „Aus wirtschaftlichen Gründen, können wir kein externes Personal einstellen. Das geben die Einnahmen nicht her“, so Gehrmann weiter.

Der Begriff Ordonnanz wird für Soldaten verwendet, die in der Offizierheimgesellschaft als Kellner oder Köche eingesetzt werden. Im vergangenen Jahr waren es noch sechs Mitarbeiter, die laut Betriebsleiterin Gehrmann nach und nach abgebaut wurden. Das sich die Einrichtung ohne die personelle Unterstützung der Bundeswehr nicht trägt, hängt wohl auch mit den günstigen Preisen zusammen: Ein Bier (0,4 Liter) gibt es für 2,50 Euro und ein reichhaltiges Hauptgericht ab fünf Euro.

Die Offizierheimgesellschaft wird von dem gleichnamigen Verein mit rund 1800 Mitgliedern getragen. Das Casino und die zahlreichen Versammlungsräume sind der gesellschaftliche Mittelpunkt für die rund 2500 Studenten der HSU. Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr mit immerhin rund 2000 Mitgliedern in Hamburg trifft sich hier regelmäßig, lädt zu Vortragsveranstaltungen und zum Jahresempfang an die Rodigallee ein. Die Bundeswehr selber hält dort zahlreiche Tagungen und auch die Beförderungsappelle ab. Auch Parteien und andere Vereine nutzen die Räumlichkeiten.

Nachdem sich die Nachricht über das mögliche Aus für die Institution verbreitet hat, schaltet sich nun die Politik ein: „Ein akuter Personalmangel darf nicht zu einer Schließung dieser für die Soldaten so bedeutenden Einrichtung führen“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke. Die Offizierheimgesellschaft sei ein elementarer Bestandteil der HSU und sei für Studierende wie Bürger ein Forum für kulturelle, gesellschaftliche und kameradschaftliche Veranstaltungen sowie den gemeinsamen Austausch, so Klimke weiter. Der CDU-Politiker will noch diese Woche ein Gespräch mit Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) führen: „Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden.“

Unterstützung kommt auch von dem FDP-Bundestagsabgeordneten Burkhardt Müller-Sönksen, der Mitglied im Verteidigungsausschuss ist: „Es ist wichtig, dass die Soldaten sich nicht nur in der Kaserne treffen. Sie brauchen einen nicht-militärischen Ort des Gedanken- und Meinungsaustausches.“

Auch der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr macht Druck. In einem Brief, den der Vorsitzende der Kreisgruppe Hamburg-Ost Joachim Brilka an den zuständigen Oberstleutnant Lothar Dobschall geschrieben hat, heißt es: „Wir können uns auch nicht vorstellen, dass eine solch wichtige und große Institution der Bundeswehr wie die HSU künftig keine OHG mehr haben soll.“ Am Schluss richtet er noch mal einen eindringlichen Appell an Dobschall: „Lassen Sie die OHG nicht untergehen!“

Das will auch die Bundeswehr offenbar nicht. Nur ein Fortbestand scheint schwierig: „Natürlich halten wir die Offizierheimgesellschaft für eine wichtige Einrichtung. Allerdings haben wir aufgrund der Bundeswehrreform einfach nicht mehr die personellen Kapazitäten, um Soldaten als Ordonnanz abzustellen“, sagte HSU-Sprecher Dietmar Strey dem Abendblatt.

Die Situation erklärte Strey so: „Wir hatten vorher 34 Stellen für Mannschaftsdienstgrade, die für eine Abordnung als Ordonnanz infrage kommen würden. Jetzt haben wir nur noch neun dieser Stellen, und die Soldaten werden in anderen Bereichen der HSU dringend benötigt.“

Trotzdem gibt es für die Soldaten eine gute Nachricht: „Der Präsident der HSU setzt sich dafür ein, dass zumindest der Schankbetrieb fortgesetzt wird“, sagte Strey. Die Offizierheimgesellschaft solle künftig fremd verpachtet werden. Einen Pächter gibt es allerdings noch nicht. Im Zuge der Ausschreibung für die Mensa, hier läuft der Pachtvertrag Ende des Jahres aus, solle der neue Pächter dann auch die Offizierheimgesellschaft mit übernehmen.

In diesem Fall würde sich der Verein wahrscheinlich auflösen, da der Vereinszweck nicht mehr gegeben wäre.