Wie die Ohlendorff‘sche Villa in Volksdorf für die Öffentlichkeit erhalten bleibt. Sanierung beginnt. Immobilienunternehmen lässt zudem drei Stadtvillen mit 15 Eigentumswohnungen im gehobenen Segment bauen.

Hamburg. Die Ohlendorff’sche Villa in Volksdorf hat schon einiges erlebt. 1929 erbaut, wohnte hier Hans von Ohlendorff, der Sprössling einer hanseatischen Kaufmannsfamilie, die einst ihr Geld mit Guanodünger verdiente – einem Gemisch, das durch die Einwirkung etwa von Pinguin-Exkrementen auf Kalkstein entsteht. Dann kam der Krieg, und nach den britischen Besatzern zog in das nicht zerstörte Anwesen im Jahr 1953 das Ortsamt für die Walddörfer ein. Seit seiner Schließung 2008 blieb das Schicksal des historischen Anwesens mit der dringend notwendigen Restaurierung jedoch lange Zeit ungewiss.

Doch nun sagte der Volksdorfer SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Andreas Dressel dem Abendblatt: „Die Signale für die Sanierung stehen auf Grün.“ Der Kaufvertrag mit der Hamburger Frank-Gruppe sei praktisch unterschriftsreif, betonte Dressel, der auch SPD-Fraktionschef in der Hamburgischen Bürgerschaft ist. Neben der 850.000 Euro teuren Sanierung der denkmalgeschützten Villa lässt das Immobilienunternehmen auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Areal drei Stadtvillen mit 15 Eigentumswohnungen im gehobenen Segment bauen. Die Gesamtkosten betragen rund 1,2 Millionen Euro. „Die ersten Arbeiten in der Villa laufen schon“, freut sich Dressel. Bereits 2014 sollen in der Villa eine Kita sowie ein Kultur-, Bildungs- und Begegnungszentrum ihren Betrieb aufnehmen. Außerdem öffnet in den Räumen das beliebte Wiener Kaffeehaus seine Pforten.

Nach dem behördlich verfügten Aus für das Ortsamtsgebäude im Jahr 2008 hatten sich mehrere Bürgergruppen zusammengetan. Sie wollten verhindern, dass der öffentliche Charakter der Ohlendorff’schen Villa verloren geht und das Objekt meistbietend für privatwirtschaftliche Zwecke verkauft wird. „In kürzester Zeit bekamen wir bei unserem Bürgerbegehren 8000 Unterschriften zusammen“, erinnert sich Helmer Christoph Lehmann, 1. Vorsitzender des Kulturkreises Walddörfer, der sich gemeinsam mit vielen Bürgern wie Manfred Schult, der Interessengemeinschaft Einkaufszentrum Volksdorf und dem Verein „De Spieker“ für eine Bildungs- und Begegnungsstätte eingesetzt hat. Fünf Jahre lang dauerte es allerdings, bis jetzt endlich Klarheit für alle Akteure herrscht – von der Finanzbehörde bis zum Käufer. „Es waren eben viele Zutaten, die zueinander passen mussten“, sagt SPD-Abgeordneter Dressel.

Zum Beispiel musste zuletzt die Finanzbehörde die von 650.000 auf 850.000 Euro gestiegenen Kosten für die denkmalgerechte Sanierung der Villa anerkennen. Beim Kaufvertrag für das gesamte Grundstück werde diese Summe wertmindernd angesetzt, hieß es. Denn der eigentliche finanzielle Vorteil liegt für die Frank-Gruppe nicht in der Ohlendorff’schen Villa, sondern im Bau der drei Stadtvillen. „Denn die Villa wird nicht privatisiert, sondern in eine gemeinnützige Stiftung überführt“, sagt Helmer Christoph Lehmann. Damit hätten die Bürger in den Walddörfern ihr Ziel erreicht. Noch in den nächsten 14 Tagen soll die Stiftung „Ohlendorff’sche Villa“ gegründet werden. In dieser Woche werden die Bürger im Regionalausschuss Walddörfer über den neuen Sachstand informiert.