Überlingen. Der Maschinenbauingenieur aus Süddeutschland hat einen E-Rollator für Gehbehinderte zum Wandern entwickelt – mit 92 Jahren.

Am Wochenende habe ich in den Memoiren meines Onkels Gerhart Wissel gelesen. Er ist Jahrgang 1931, hat also den Zweiten Weltkrieg voll miterlebt, zumal die Familie vor allem in Berlin wohnte – auch in der Nachkriegszeit. Da sein älterer Bruder verschollen und der Vater viel unterwegs war, hat er die Familie mit Tauschgeschäften versorgt und sein Geld mit Motorrad- und Maschinenreparaturen verdient.

Darin war er ein Ausnahmetalent. Nach einem Ingenieurstudium fing er bei dem Landmaschinenbauer Kramer an und baute, nach zunächst einigen Widerständen der Besitzer, das Unternehmen zu einem der bekanntesten Straßenbaggerfirmen um (Kramer-Allrad).

Prototyp von Wissel Alpin wurde von Fahrradhändler gebaut

Eigentlich könnte mein Onkel Gerhart, der dieses Jahr 93 Jahre alt wird, seinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Aber das liegt ihm nicht. Er ist einfach ein genialer Tüftler. Und da auch er – obwohl er bis in seine 80er Ski fuhr, nach wie vor jagt und wandert – nicht mehr so gut zu Fuß ist, hat er zunächst für sich einen bergtauglichen Rollator mit Elektroantrieb entwickelt, der über Treppen, Stock und Stein fährt und ihn die steilen Wege hochzieht. Den Prototyp des Wissel Alpin „E-Hiker“ hat Gerhart mit einem Fahrradbauer entwickelt.

Inzwischen kommt er mit der Produktion des hochpreisigen Geräts kaum hinterher. Denn die Medien sind auf ihn aufmerksam geworden. Nicht nur wegen des praktischen Wandergefährts, das Gehbehinderten neue Freiheiten gibt (es gibt auch eine Fläche zum Sitzen oder für die Enkel), sondern auch ob Gerharts hohen Alters.

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So tourt er durch Morningshows, „Der Spiegel“, der „Südkurier“ und etliche andere Zeitungen und TV-Sender sind auf den Überlinger aufmerksam geworden.

Und ich bin stolz, dass ich so einen tollen Onkel Gerhart habe.