Holzhacken ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch des Gerätes. Wer die richtige Axt hat, kann auch in höherem Alter noch opulent heizen

Ich glaube, es ist Zeit für ein Geständnis. Ich bin ein Spalter. Das meine ich natürlich nicht politisch – wobei man in Zeiten der Flüchtlingskrise ja schnell zum Spalter werden kann. Wie mein Kollege Helmut Schümann vom Berliner „Tagespiegel“, der einfach nur kritisch über Ausländerfeindlichkeit in Deutschland geschrieben hatte und dafür als „linke Drecksau“ auf der Straße niedergeschlagen wurde. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer dagegen wurde von grünen Parteifreunden gleich als geistiger Brandstifter abgestempelt, nur weil er sich für Asyl-Obergrenzen bei einem weiter anhaltenden Flüchtlingsstrom ausgesprochen hatte.

Politisch bin ich natürlich für versöhnen statt spalten. Aber in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland gehöre ich schon seit Jahren zu den Spaltern. Ich bin geradezu versessen aufs Spalten. Die Axt mit dem geschwungenen Holzstiel und dem Kopf aus Stahl mit voller Kraft heruntersausen lassen; dann das Geräusch, wie das Spaltbeil mit sattem Knirschen das Stück Stamm durchschneidet und die Holzstücke zu beiden Seiten herunterfallen. Wie weiland die Türken aus dem Sattel nach einem Schwertstreich von „Kaiser Rotbart lobesam“, als der „zum heil’gen Land gezogen kam“, in der Ballade von Ludwig Uhland (1787–1862).

Alles Theorie: Müssten meine Frau Anke und ich unsere kleine Mühle statt mit Gas mit selbst gespaltenem Holz heizen, wären wir wahrscheinlich längst erfroren. Dabei hatte ich die billige Axt aus dem Baumarkt, die ich gleich zu Beginn meines Gärtnerlebens angeschafft hatte, längst aussortiert. Stattdessen legte ich mir ein Spaltbeil der schwedischen Edelmarke Gränsfors zu. Die ist so etwas wie ein Mercedes, was sag ich, der Rolls-Royce unter den Äxten. Mit Stielen aus Hickory-Holz. Das ist eine Walnussart, die es in Amerika und China gibt. Früher wurden daraus Bögen und Gewehrschäfte gemacht. Oder, in einer friedlicheren Fassung, Golfschläger.

Ein solcher Stiel schwinge quasi mit, sagte der Verkäufer. Da glaubte ich fast, das Spalten von Holz gelänge von alleine. Dazu der Kopf der Axt aus bestem Stahl, von Hand geschmiedet, weswegen auch gleich die Initiale des Schmiedes darauf verewigt seien. Gut 150 Euro kostet so ein Kunstwerk; kleinere Handbeile gibt es für entsprechend kleineres Geld.

Wahre Männer spalten aus Prinzip – auch weil sie, wie ich, das Holzhacken als Ersatz für einen Besuch im Fitnessstudio nehmen. Nach wenigen Minuten schwitze ich aber wie ein Stier – als gelernter Journalist bin ich eher der Typ Büromensch. Ich hatte aber lieber Muskelkater, als mir einen der preiswerten elektrischen Holzspalter anzuschaffen, die es im Baumarkt schon für weniger als 100 Euro gibt – was mir Anke geraten hatte. Ich glaube, ich habe etwas gemurmelt wie: Das sei was für Warmduscher und Laubbläser-Träger. Anke hatte wohl auch Angst, dass ich mich verletzen könnte. Anfangs traf ich oft nur den Hauklotz. Wenn überhaupt. Und wenn, dann blieb das Spaltbeil nur wenige Zentimeter tief stecken – und das Holzstück fiel mir auf die Füße, wenn ich neu ausholen wollte.

Meinem Freund und Nachbarn Peter, der etliche Hektar Wald bewirtschaftet und mir das Stammholz schon mal fertig geschnitten liefert, gab mir entscheidende Tipps. Weniger Kraft, mehr Schwung und immer auf feine Rissstellen im Stammholz achten. Wenn man die trifft, gehe es fast kinderleicht. Mich erinnerte das an Schnupperstunden beim Golf, wenn ich mal wieder mit viel Schmackes den Ball treffen wollte, aber nur ein Loch in den Rasen schlug. „Da bebt der Golfplatz“, sagte er dann und riet zu weniger Kraftaufwand.

Mittlerweile klappt es besser mit dem Schwung. Beim Spalten. Manchmal liefert mir Peter nicht nur geschnittene Stämme, sondern auch fertig gespaltenes Holz. Er verkauft das im Nebenerwerb und hat natürlich eine halb automatische Spaltmaschine. Das gespaltene Holz hatte er „gerade so übrig“, sagt er dann. Ich glaube, Anke steckt dahinter – und bezahlt ihn heimlich dafür. Was sie und der Nachbar natürlich bestreiten.

Neulich war ich ein wenig enttäuscht, als ich bei Peter ein Spaltbeil der Firma Fiskars entdeckte. Sehr leicht, sehr handlich, aber mit einem Stiel aus Kunststoff und der Kopf direkt mit dem Stiel verbunden. Wie aus einem Stück. Das Spaltbeil sei um einiges leichter, sagte er, schließlich werde auch er älter. Selbst Forstarbeiter benutzten die. Und preiswerter seien die modernen Beile auch. Nachdenklich wurde ich, als ich neulich im Technikteil der renommierten „FAZ“ einen Test las, der im Prinzip zum gleichen Urteil kam. Doch egal, ob aus Kunststoff oder Hickory-Holz: Beil ist geil.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth