Piet Morgenbrodt bietet private Bootsreisen für Trauernde an. Dort finden die Urlauber Verständnis und können sich austauschen

Franka, 42, hat vor einem Jahr ihren Mann verloren. Mitten „aus dem Lauf heraus“, wie sie sagt, plötzlicher Herzstillstand. Jede Hilfe kam zu spät, trotz sofortiger Reanimation. Kein Abschied, nichts. Plötzlich war sie allein mit den Kindern. Und statt einem fröhlichen Familienleben war da nur diese Leere, diese Stille, diese Sinnlosigkeit. Anfangs ging es bei ihr scheinbar nur ums Überleben. Es gab viel Verständnis von den Kollegen und der Familie. Und ohne die Freunde und ihre Hilfe wäre es wohl kaum gegangen. „Aber sie alle konnten nicht verstehen, wie es mir wirklich ging“, sagt Franka. Besonders schlimm war es, wenn es abends still wurde, wenn die Sehnsucht kam und die große Traurigkeit über allem lag. Sie spürte, dass sie dringend eine Auszeit für sich brauchte.

Piet Morgenbrodt bietet so eine Auszeit an. Er organisiert seit zehn Jahren drei Mal im Jahr Bootsreisen für Trauernde. Zum Selbstkostenpreis. Der 62-Jährige ist ausgebildeter Trauerbegleiter und weiß, was tiefer Verlust bedeutet. Morgenbrodt hat seinen Sohn 1995 verloren. „Die Reisen in dieser Gemeinschaft sind sehr intensiv. Die Trauer kommt mit, ist oft auch Thema, das aber jeder Mitreisende versteht. Es ist dennoch keine traurige Reise, im Gegenteil, es wird auch viel gelacht. Wir wollen dabei der Lebensfreude wieder auf die Spur kommen“, sagt er. Am schönsten sei die vertrauensvolle Atmosphäre. Alle Mitreisenden treffen sich schon vor der Reise zum Kennenlernen.

Morgenbrodt hat die Erfahrung gemacht, dass Trauern ein Leben in der Seelentiefe ist. „Und Trauernde konfrontieren ihre Mitmenschen mit der Existenz dieser Tiefe.“ Sich auf diese Seelentiefe einzulassen, sei in unserer modernen Welt nicht besonders populär. Trauernde Menschen geraten deswegen häufig in eine Isolation in unserer Gesellschaft. Oft müssen sie sich in verschiedenen Lebensbereichen die größte Mühe geben, ihre Trauer zu verbergen. „Der Austausch mit anderen Trauernden kann ein entscheidender Punkt auf dem langen, ganz individuellen Trauerweg sein. Meistens ist es so, dass sich Trauernde von anderen Trauernden am besten verstanden fühlen. Später auf dem Weg können sie den Verlust in ihr Leben integrieren“, sagt Morgenbrodt.

Der Trauerbegleiter weiß aber auch um die Hilflosigkeit von Freunden und Verwandten. „Trauende brauchen nicht so sehr Mitleid, hilfreich ist ein Mensch, der einfach nur da ist und die Schwere mit aushält. Das geteilte Leid braucht auch keine guten Ratschläge. Die sind zwar gut gemeint, bewirken aber oft das Gegenteil. Sprüche wie ,Es wird schon wieder‘ oder das ,Leben geht weiter‘ werden dann eher als Unverstandensein aufgenommen.“ Der Helfende könne seine Gegenwart anbieten und gleich dazu sagen, dass er auch traurig und eigentlich sprachlos sei, nicht weiß, wie sinnvolle Hilfe aussehen kann. Der Trauernde brauche eine Zeit und müsse sich erst zurechtfinden in diesem auch für ihn ganz neuen Zustand. Geduld beim Aushalten, beim Annehmen und schließlich bei der Neuausrichtung des veränderten Lebens sei für alle Beteiligten eine schwere Aufgabe. Sie könne oftmals Jahre dauern.

Für Franka, die junge Witwe, war die Reise mit Piet Morgenbrodt der Anfang für ein neues Lebens. Sie lernte, mit dem schweren Verlust zu leben. Mit sieben Mitreisenden verbrachte sie eine Woche auf einem Schiff in der Südtürkei. Sie genoss die Gemeinschaft in einer Gruppe, die sie verstand, mit Menschen denen sie nichts erklären musste. Sie fühlte sich aufgehoben, fand Erholung nach der schweren Zeit – und neue Freunde.

Auch im nächsten Frühjahr bietet Piet Morgenbrodt wieder zwei private Reisen für Trauernde an: Einen Segeltörn entlang der türkischen Südküste vom 25.4.–2.5. und eine Fluss-Kreuzfahrt auf dem Canal du Medi vom 30.5–-6.6. Die Reisen kosten inkl. Trauerbegleitung 950 Euro plus Flug. Infos bei Piet Morgenbrodt unter Tel. 6438847, E-Mail: info@care-and-sail.de und www.Care-and-Sail.de