Von Schülerprojekten bis zur Holzwerkstatt – mit den Angeboten vom Haus im Park der Körber-Stiftung können Menschen ab 50 Jahren ihren Ruhestand aktiv gestalten.

Er arbeitet gern. Das war schon immer so. Wie wichtig es für ihn tatsächlich ist, morgens mit dem Weckerklingeln aufzustehen, loszugehen und das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden, weil Maschinen auf ihn warten und Material, Menschen und Mitwirkende, das wurde Bruno Behrends erst wirklich klar, als plötzlich keiner mehr auf ihn wartete. Als der Maschinenbauer seinen Abschied in der Firma hinter sich hatte und statt eines Gehalts jeden Monat eine Rente auf dem Konto landete. Doch einer wie Bruno hält nicht viel von Ruhestand. Davon, in den Tag zu leben. Er mag es, zu arbeiten, er liebt Maschinen und das Miteinander. Als ihn eines Tages ein guter Freund ansprach, er solle doch mal mit in die Holzwerkstatt des Hauses im Park kommen, willigte er ein. Seitdem ist der 76-Jährige jeden Morgen von 9 bis 12 Uhr in der Werkstatt, baut Vogelhäuschen und Holzburgen, Schaukelpferde und Tiere.

Die Holzwerkstatt ist nur ein Angebot von vielen im BegegnungsCentrum Haus im Park im Stadtteil Bergedorf, einer Einrichtung der Körber-Stiftung. Hier kommen Menschen ab 50 Jahren zusammen, die sich engagieren wollen, die gemeinsam etwas erleben, ihrer Gesundheit etwas Gutes tun oder ein Hobby pflegen wollen. Sie kommen, um zu schreiben und zu philosophieren, Theater und Musik zu erleben, gemeinsam zu kochen und Sprachen zu lernen, am PC zu arbeiten oder Bowling zu spielen, zu tanzen und sich zu bewegen. Sie besuchen Dia-Vorträge, nehmen an Gesprächskreisen teil und engagieren sich in Angeboten für Jung und Alt.

„Ziel unserer Einrichtung ist, einen Ort zu schaffen, der Menschen zusammenbringt“, sagt Geschäftsführerin Anja Paehlke. Das Haus im Park, das Ende der 70er-Jahre eröffnet wurde und in dem täglich rund 450 Besucher zu Gast sind, ist ein offenes Haus. Die Angebote sind für jedermann nutzbar. Es gibt keine Mitgliedschaft. Wer Kurse besuchen möchte, zahlt pro Kurs seinen Beitrag. „Wir möchten die Leute aus der Isolation holen, sie einbinden und ihnen zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, sagt Anja Paehlke.

Eines der Angebote, die nicht nur den Spaß, sondern auch das soziale Engagement und Miteinander von Jung und Alt fördern, ist die Holzwerkstatt. Es gibt sie seit über zehn Jahren. Dort können Männer und Frauen unter fachkundiger Anleitung von Boris Rogauski sägen, bohren, hobeln, schnitzen, fräsen und schleifen. Die fertigen Spielsachen und Gebrauchsgegenstände werden an gemeinnützige Einrichtungen wie Kindergärten oder Naturschutzvereine sowie beim Weihnachtsbasar am 28. November für einen guten Zweck verkauft.

Gearbeitet wird in den Räumen der Gewerbeschule 20, keine zehn Minuten vom Haus im Park entfernt. Nachdem die hausinternen Räume im vergangenen Dezember abgebrannt waren, suchte man händeringend nach einer neuen Werkstatt. Als die Schulleitung der Gewerbeschule davon hörte, bot sie kurzerhand ihre Hilfe an. Seitdem kommen die Teilnehmer von Montag bis Donnerstag in die Schule. Und beide Seiten profitieren davon. Die Haus-im-Park-Besucher von den professionellen Arbeitsvoraussetzungen an der Schule, die Schüler von den Kenntnissen und Fertigkeiten der älteren Herren, von denen viele aus dem Handwerk kommen. Sie unterrichten die Schüler und lernen selbst dazu.

Die Zusammenarbeit von Alt und Jung ist für beide Seiten eine Bereicherung

„Die Zusammenarbeit macht unwahrscheinlich viel Freude“, sagt Frank von Restorff, 71. Der Maschinenschlosser ist seit zehn Jahren in der Holzwerkstatt engagiert. Er mag die Arbeit genauso wie die Gemeinschaft, die hier gelebt wird. „Hier treffen sich alle Schichten, Feuerwehrleute, Lehrer, Maschinenschlosser, Kaufleute.“ Das Zusammentreffen mit den Schülern empfindet er als große Bereicherung. „Die Jugendlichen sind voller Wissenseifer und lernen täglich dazu“, sagt er.

Zu anderen Aktivitäten im Haus im Park sind die Männer von der Holzwerkstatt noch nicht gekommen. Dabei ist das Angebot groß. Allein im Theatersaal mit seinen 470 Plätzen gibt es fast täglich Veranstaltungen. „Viele Besucher kommen zuerst, um zu schauen“, sagt Anja Paehlke. „Und irgendwann engagieren sie sich selbst. So wie Maren Neumann. Sie engagiert sich in der Schnitzgruppe. Die Arbeit macht ihr soviel Spaß, dass sie ihre Erfahrungen nun auch an die jüngere Generation weitergeben möchte. In den Herbstferien veranstaltet sie gemeinsam mit sechs weiteren Senioren an der Stadtteilschule Bergedorf einen Kurs für Schüler der fünften und siebten Klassen. „Ich möchte den Kindern, die in den Ferien nicht verreisen können, etwas bieten“, sagt sie. Weil sie aus Erfahrung weiß, dass gerade dann eine schöne Beschäftigung und nette Menschen gut tun, wenn einem die Decke auf den Kopf zu fallen droht.

Weitere Infos: Haus im Park, Gräpelweg 8, Tel. 725702-12 und -51, www.hausimpark.de