Buchtipp: Der Psychologe Michael S. Metzner erklärt, wie man durch Achtsamkeit und Humor den Alltag besser bewältigt

Es ist ein typisches Alltagsphänomen: Viele Menschen tappen in Grübelfallen, versenken sich in eine scheinbar idyllische Vergangenheit oder träumen von einer glorreichen Zukunft. Was sie nicht können: das Leben im Hier und Jetzt annehmen und sich den täglichen Herausforderungen und Freuden unbefangen stellen. Dabei sehnt sich jeder Mensch – ob bewusst oder unbewusst – nach Lebendigkeit und Leichtigkeit. Wie kann eine solche, von Geistesgegenwart und Bewusstheit geprägte Haltung entstehen? Dieser Frage geht der Psychotherapeut Michael Stefan Metzner in seinem Buch „Achtsamkeit und Humor“ nach.

Seine Erkenntnis: Beide Elemente können – offen wahrgenommen, kombiniert und gestärkt – als Ressourcen den Alltag der entnervten Zeitgenossen erheblich bereichern. Anders formuliert: Das Bewusstsein für ein entspanntes Hier und Jetzt lässt sich erlangen, wenn man das Thema nicht bierernst angeht, sondern dabei auf Humor setzt.

Der „extreme Ernst“ vieler Wissenschaftler und Meditierender habe ihn immer etwas verschreckt, bekennt Metzner. Entsprechend ist er nun bemüht, sich von gestrengen Experten, von „Zen-Meistern und Meditationsgurus“ abzuheben, und präsentiert sich stattdessen als lustiger Vogel oder – wie er schreibt – als „irgendein klinisch arbeitender Psychologe und Psychotherapeut, der sich sehr für das Thema Achtsamkeit und Humor interessiert“. Der Autor schreibt flott und betont unwissenschaftlich, auch wenn er eine Reihe von Fachliteratur zitiert.

Achtsamkeit heißt laut Metzner „nicht zu bewerten und nicht zu kämpfen, sondern die Dinge so anzunehmen, wie sie sind“. Diese konzentrierte, gegenwartsorientierte und urteilsfreie Geisteshaltung „reduziert Stress und versetzt uns in die günstige Lage, viel aktiver mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen“, so der Autor. Ein achtsamer Geist ist nach seiner Definition gegenwärtig, statt in der Vergangenheit oder Zukunft, gesammelt statt zerstreut und gleichmütig statt emotional bewertend. Mithilfe zahlreicher wissenschaftlicher Studienergebnisse stellt Metzner dar, dass Humor als eine „durch und durch gutartige Haltung“ eine Reihe positiver Effekte bewirkt, die für den achtsamen Geist geradezu ideal sind. Unter anderem stärkt er die emotionale Widerstandsfähigkeit und reduziert Ängste. Mit Achtsamkeit und Humor – „diesen zwei wunderbaren Kräften unserer Seele“ – werden wir, so verspricht es der Autor, „durch und durch zu dem, was wir sind: Menschen“.

Zur Unterstützung bietet Metzner unter anderem traditionelle Achtsamkeitsübungen wie Meditation und Anregungen zu achtsamem Essen. Ungewöhnlich sind seine Vorschläge für humorige Übungen, mit deren Hilfe der Zustand der Achtsamkeit vertieft und längerfristig bewahrt werden soll. Da kann man sich beispielsweise gezielt mit ausgedachten Katastrophenszenarien beschäftigen oder längst vergangene schlimme Erlebnisse wie zum Beispiel vergeigte Prüfungen noch einmal durchspielen. Ob das immer alles so funktioniert, ist wohl – wie so oft – individuell verschieden und letztlich Erfahrungs- und Glaubenssache, und Metzner stellt dann auch klar, dass er seine Ausführungen als Angebot versteht. Tiefe Krisen lassen sich so sicherlich nicht bewältigen, Metzners Ansatz trägt also eher zur Stärkung und damit zur Vorbeugung bei.

Manchmal nerven sein betont locker-flockiger Stil und die vielen sehr persönlichen Fallbeispiele. Andererseits gelingt es ihm auf diese Weise auch, geistige Hemmschwellen abzubauen und Barrieren zu überwinden. Insofern ist das Buch empfehlenswert für Einsteiger oder diejenigen, die sich ansonsten mit dem Blick nach innen schwertun.

Michael Stefan Metzner: „Achtsamkeit und Humor: Das Immunsystem des Geistes“, Schattauer, 164 S., 19,99 Euro