Die Liebe und Aufopferung der Eltern haben die ehemalige HSV-Fußballerin gerettet ...

Diese Geschichte erzählt von den wirklichen Helden. Von den leisen Menschen, die unbemerkt von der Öffentlichkeit täglich über sich hinauswachsen, weil sie voller Liebe sind. Die sich nicht unterkriegen lassen, auch wenn von einer Sekunde auf die andere ihre Welt zusammenbricht.

Der 14. Oktober 2006 war ein Sonnabend. Stefanie saß mit ihrer Mutter beim Frühstück, als sie plötzlich vom Stuhl kippte. Die 19-jährige Fußballerin vom HSV, die ein paar Monate zuvor ihr Abitur an der Gesamtschule Walddörfer gemacht hatte, war tot. Ihre Mutter begann sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen, rief den Notarzt, und mit Elektroschocks wurde Steffi ins Leben zurückgeholt. Ein Leben, das vorher mit Sport, Spiel und Lachen zu tun gehabt hatte und jetzt nur noch aus Leid, Bangen und Hoffen bestand. Eine verschleppte, nicht erkannte Erkältung hatte bei Steffi zu einer Herzmuskelentzündung und dem sogenannten "Sekundentod" geführt. Und, wegen der Sauerstoffunterversorgung während der Reanimation, zu einem hypoxischen Hirnschaden.

"Royal Maid" heißt die 14 Jahre alte Stute. Einmal in der Woche trägt sie Steffi gemächlichen Schrittes in einem Duvenstedter Reitstall eine halbe Stunde auf ihrem Rücken, geführt von der Hippotherapeutin Nicola Meins. "Das Pferd überträgt Bewegungsimpulse auf den Patienten", sagt die Krankengymnastin. Und da diese nahezu identisch sind mit denen der Gehbewegung des Menschen, "wird die gesamte Muskulatur in gangtypischer Weise angeregt". Außerdem werden Haltungsreaktionen, Gleichgewicht und Koordinationsfähigkeit geschult.

Noch kann sich Steffi nur im Rollstuhl fortbewegen, weil ihre gekrümmten Beine die für das Gehen notwendige Streckung nicht schaffen. Noch kann man Steffi kaum verstehen, weil "ihre Sprachmelodie nicht stimmt", wie ihr Vater erklärt. Und noch vergisst sie fast alles wieder, was sie erlebt, während sie sich an Ereignisse vor dem Unfall gut erinnert. Es ist dieses "noch", an das sich die Eltern klammern. Und das gleichzeitig etwas Bedrohliches hat. Weil sie zwar sehen, was für Fortschritte ihre Tochter macht. Weil ihnen aber keiner sagen kann, wohin das führt. "Organisch sei Steffi wieder völlig gesund", sagen die Ärzte. "Die Hardware ist okay, nun muss die Software neu geladen werden", sagt Hans-Werner Vogelwiesche.

Für die Krankenkasse war der Fall dagegen irgendwann klar: Steffi macht keine Fortschritte mehr, also soll sie ins Heim. Nach Wentorf. In eine Unterkunft, "in der das Durchschnittsalter der Bewohner bei 70 Jahren lag", sagt ihr Vater. Was ist mit Therapien, hat die Familie gefragt. Wie kann man junge Menschen einfach aufgeben und abschieben? "Hätte Steffi keine Eltern gehabt, wäre ihr junges Leben zu Ende gewesen."

Sie hatten sich ja schon vorher "mehrfach von Steffi verabschiedet", als die sich auf der Intensivstation der Reha-Klinik "jede Infektion einfing, die man kriegen kann". "Da dachten wir, sie stirbt", sagt Ursula, die damals acht Monate lang jeden Tag zu ihrer Tochter nach Leezen gefahren ist. 300 Kilometer, elf Stunden unterwegs, um drei Stunden bei Steffi zu sein.

Es war ein langer Weg bis ins Senator-Neumann-Heim in Bergstedt, in dem Steffi jetzt in einer Wohngruppe lebt. Sie hat ein eigenes Zimmer, Fernseher, kleine Terrasse. An der Wand Mannschaftsfotos von früher. Sie kann sich inzwischen selbst waschen, Zähne putzen und sich fast allein anziehen. Auf ihrem Wochenplan stehen Ergo- und Musiktherapie, Logopädie, Sport- und Spielgruppe.

Steffi lächelt tapfer für den Fotografen, aber ihre Eltern erzählen auch von Wutanfällen und dass ihre Tochter jetzt, da sie ihre Lage realisiert, öfters weint, manchmal sehr depressiv ist und auch schon gesagt hat, dass sie dieses Leben so nicht mehr will. Sie bräuchte zusätzliche Therapiestunden bei einem Neuropsychologen, aber irgendwann sind auch die finanziellen Möglichkeiten der Eltern

erschöpft. Sie haben kalte Ignoranz erfahren, wenn es um Bewilligung von Mitteln ging. "Wir möchten den Leuten mitteilen, was man alles erreichen kann, wenn man junge, behinderte Menschen nicht einfach aufgibt", sagt Hans-Werner Vogelwiesche. Dafür kämpft der Vater weiter.

Wenn Sie, liebe Leser, Steffi auf ihrem schweren Weg zurück ins Leben helfen möchten, können Sie das mit einem kleinen Beitrag tun, um ihr damit weitere so dringend benötigte Therapiestunden zu ermöglichen. Jeder Euro hilft: Konto Von Mensch zu Mensch, Haspa 1280/202 001, BLZ 200 505 50. (Sollte mehr Geld als benötigt eingehen, dürfen wir es für ähnliche schwere Schicksale ausgeben.