Es gibt überraschend viele Anmeldungen für die neue Schulform. Auch die Gymnasien sind jedoch weiterhin sehr beliebt bei Hamburgs Schülern.

Hamburg. Die Zahlen waren mit Spannung erwartet worden, weil sie als Gradmesser für die Akzeptanz von Hamburgs neuer Schulform Stadtteilschule gelten. Nur wenige Tage nach Abschluss der Anmelderunde an den weiterführenden Schulen hat Schulsenator Dietrich Wersich (CDU) gestern die Ergebnisse präsentiert.

Insgesamt wurden 12 892 Schüler an weiterführenden staatlichen Schulen angemeldet. Die Stadtteilschulen verzeichnen gegenüber dem Vorjahr mit 721 zusätzlichen Anmeldungen ein Plus von fünf Punkten auf 46 Prozent. Die Behörde führt den Zuwachs auf 5925 Schüler auch darauf zurück, dass in diesem Jahr keine Fünftklässler mehr an den sogenannten Starterschulen unterrichtet werden. Sie waren 2010 als sechsjährige Primarschulen gestartet, bevor der Volksentscheid diese Schulform kippte. Vergleicht man indes die diesjährigen Anmeldezahlen an Stadtteilschulen mit denen an den Vorgängerschulformen Haupt-, Real- und Gesamtschulen im Jahr 2009, lässt sich ein Rückgang von 2 Prozent erkennen.

Die Zahl der Neuanmeldungen an Hamburgs Gymnasien ist - wie schon in den Vorjahren - gestiegen: um 230 Schüler auf 6855. Das macht 53,2 Prozent der Schüler. "Der von manchen befürchtete Run auf die Gymnasien ist ausgeblieben", so Wersich. "Im Gegenteil. Ich freue mich über das starke Anmeldeergebnis der Stadtteilschulen." Dies sei ein guter Start für die neue Schulform, deren Stärke darin liege, alle Abschlüsse anzubieten inklusive Abitur in neun Jahren. "Daraus erwächst weiteres Potenzial, wenn die Schulen sich jetzt in Ruhe entwickeln können."

Erfreulich ist aus Wersichs Sicht auch das Ergebnis der Anmelderunde für die Standorte Holstenhof und Denksteinweg in Marienthal und im benachbarten Jenfeld. Der Holstenhof sollte ursprünglich geschlossen werden. Wersich hatte die Schule mit Zustimmung der Deputation für Anmeldungen geöffnet und zugesagt, bei mindestens 48 Anmeldungen eine eigenständige Stadtteilschule einzurichten. Diese Zahl wurde mit 66 Anmeldungen übertroffen, sodass der Weg jetzt frei ist für eine gemeinsame Schule der Standorte Holstenhof und Denksteinweg.

Ties Rabe, schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, und GAL-Kollege Michael Gwosdz reagierten positiv auf die Anmeldezahlen an den Stadtteilschulen. "Es freut mich zu sehen, dass das Angebot der neuen Schulform so gut nachgefragt wird. Eltern schätzen es offensichtlich", sagt Gwosdz. Die Stadtteilschule habe sich unerwartet gut behauptet, sagt Ties Rabe. "46 Prozent der Anmeldungen sind eine solide Grundlage, die der neuen Schulform für die Zukunft Chancen eröffnet."

Walter Scheuerl, Sprecher der Initiative "Wir wollen lernen", sieht mit Blick auf die jährlich von den Gymnasien abgeschulten Sechstklässlern die Aufgaben der Schulpolitik klar definiert: Die Stadtteilschulen müssen ausreichend Platz erhalten.

An Hamburgs Grundschulen wurden bis Montag für die erste Klassenstufe 12 426 Kinder angemeldet. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 12 478 Kinder. 112 Schüler wurden bisher an sechsjährigen Grundschulen mit Schulversuch angemeldet.

Die Organisation der Eingangsklassen läuft in den Grundschulen bis zu den Frühjahrsferien. Die Entscheidung, wie viele Klassen an welchen Grundschulen eingerichtet werden, fällt Ende März in der Schulbehörde und wird bis Juni mit den Gremien und der Deputation abgestimmt.